Warum Fisch und Aschenkreuz an Aschermittwoch?

Der Aschermittwoch ist das Ende des Karnevals und Auftakt zur Fastenzeit.

Rhein-Kreis Neuss. Die Kostüme werden für ein Jahr in den Schrank gehängt, der Rheinländer geht nach dem durchfeierten Wochenende wieder arbeiten, auf den Straßen sieht man an Aschermittwoch vor allem Schulkinder mit einem Fleck auf der Stirn, der sich bei genauerem Hinsehen als Aschenkreuz entpuppt.

Nach den närrischen Tagen geht es am Aschermittwoch traditionell ruhiger zu. Doch woher stammen die Bräuche rund um Aschermittwoch und welchen theologischen Hintergrund haben sie? Die WZ hat mit dem Theologen Manfred Becker-Huberti aus Grevenbroich gesprochen.

Warum der Fisch an Aschermittwoch? „Karfreitag und Aschermittwoch sind absolut fleischfrei, nur Fisch ist erlaubt, weil der Fisch nicht gekreuzigt wurde“, sagt Becker-Huberti. Prinzipiell sei in der katholischen Kirche am Aschermittwoch nicht nur Fisch erlaubt, sondern alles, was unter der Wasseroberfläche lebt.

Das habe in früheren Zeiten auch zu Missbräuchen geführt: „Da wurde das erlegte Wild von adligen Jägern unter Wasser gedrückt und zum Fisch erklärt“, sagt Becker-Huberti und schmunzelt.

Nach Aschermittwoch sei Fleisch in der Fastenzeit wieder erlaubt, allerdings nicht an den Freitagen. Die Regeln gelten nur für Gläubige im Alter von 14 bis 60 Jahren und auch nicht für Kranke. „Das Fasten ist relativ moderat“, sagt der 66-Jährige. Seit den 1980er Jahren seien die Regeln der Fastenzeit von den Bischöfen angepasst worden.

„Man kann auf das verzichten, was einen suchtartig bedrängt, wie Alkohol, Autofahren oder Fernsehen“, sagt der Theologe. In der Fastenzeit gehe es um das Reduzieren und die Rückkehr zum Wesentlichen. Aus theologischer Sicht sei es die Zeit des Geistes nach der Zeit des Fleisches. Der Vorteil: „Wenn ich aus Sicht der Medizin Genussmittel reduziere, kann ich sie nach der Fastenzeit intensiver wahrnehmen“, sagt Becker-Huberti.

Im Gegensatz zum Glauben habe das Fasten keinen Bedeutungsverlust erlitten, sondern sich gewandelt: „Über das Religiöse hinaus ist Fasten heute wieder sehr angebracht.

Auch viele, die nichts mit Religion zu tun haben, machen das“, sagt Becker-Huberti. Gerade diese Gruppe setze sich oft intensiver mit dem Sinn des Fastens auseinander als Religiöse, die aus Tradition verzichten.

Warum das Aschenkreuz an Aschermittwoch? „Die Asche ist ein Hinweis, dass der Mensch aus Asche ist und dort wieder hingeführt wird“, sagt Becker-Huberti. Bei der Austeilung des Aschenkreuzes — traditionell Asche von verbrannten Palmzweigen aus dem Vorjahr — spricht der Priester deshalb die Worte „Bedenke, dass Du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“. Der Mensch lebe nur auf Zeit und solle sich auf das Sterben vorbereiten.

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