Auner fasziniert mit Geigenklängen

Gemeinsames Konzert mit der Kammerakademie begeistert.

Auner fasziniert mit Geigenklängen
Foto: pro Classics

Neuss. Die Geige, die der Solist Daniel Auner beim zweiten Abonnementskonzert der „Deutschen Kammerakademie Neuss“ (DKN) im sehr gut besuchten Zeughaus spielte, hat eine unglaubliche Geschichte. Die fast maroden Einzelteile fand der österreichische Geigenbauer Hermann Löschberger auf einem ungarischen Bazar. Er setzte sie in mühevoller Kleinarbeit wieder zusammen und stellte fest, dass dieses Instrument mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Gemeinschaftsarbeit des Wieners Christoph Leidolff und seines Cremonesischen Meisters Hieronymus Amati aus dem Jahre 1741 ist.

Die Geige ist von hell funkelnder Tonschönheit — doch es bedarf eines Interpreten wie des jungen Wieners Auner, um ihr derart faszinierende Klänge zu entlocken.

Zwar an klassischen Vorbildern orientiert, aber mit gewagten Modulationen und unkonventionellen Ideen durchaus eigenständig, hat der früh gereifte Jungkomponist ein Werk geschaffen, das gültig neben seinen späteren Tonschöpfungen steht und dem Solisten eine Menge abverlangt. Für Daniel Auner schien das alles kein Problem zu sein, er konnte sich ganz auf‘s Gestalten konzentrieren und wirkte wie eins mit seiner edlen Geige. Die von Chefdirigent Lavard Skou Larsen einfühlsam geleiteten DKN-Streicher ließen sich gerne von dem exzellenten, am Schluss gefeierten Künstler mitreißen. Zuvor hatten sie bereits in einer ganz konzentrierten und unter die Haut gehenden Wiedergabe der Streicherbearbeitung des Bach’schen Orgelchorals „O Mensch, bewein‘ dein Sünde groß“ von Max Reger dem Ernst des Totensonntags Tribut gezollt.

Skou Larsen, nun mit der Geige am Konzertmeisterpult, gab den süffigen Grundcharakter vor, der von zartestem Pianissimo bis zu mächtigen Klangwogen reicht. Alle Musiker gaben ihr Äußerstes und waren mit beteiligt an einer fesselnden und vom Publikum reich honorierten Wiedergabe.

Kein Wunder, dass die DKN-Stipendiaten immer wieder Erfolge bei Probespielen vermelden können — so wie der anwesende Geiger Georg Sarkisjan, den Orchestermanager Martin Jakubeit als neues Mitglied der Bochumer Symphoniker vorstellte. oeh

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