Abstieg in den Verbrennungsofen

Steine werden bei Wartungsarbeiten ausgetauscht.

Dormagen. Wer hier hinein will, sollte nicht allzu groß sein oder unter Platzangst leiden. Durch ein backofengroßes Loch geht es auf eine Leiter. Beim Absteigen Kopf einziehen, Stahlhaken verengen den Aktionsradius.

Unten angekommen eine Atmosphäre wie im Bergwerk: Steine und Geröll liegen auf dem Boden, eine 3,50 Meter hohe Röhre erstreckt sich auf einer Länge von 13 Metern. Die Wände schimmern silbrig-grau, etwas tiefer im „Stollen“ reißt ein Arbeiter des Chemparks mit einem ferngesteuerten Minibagger Steine von der Wand.

Der Arbeiter ist aber kein Bergmann, sondern ein Feuerfestmaurer. Er arbeitet an einem Ort, der nur einmal im Jahr betreten werden kann. Zurzeit wird die Rückstandsverbrennungsanlage im Chempark Dormagen gewartet. Was wie ein Bergwerksstollen wirkt, ist das Innere des Drehrohrofens. An normalen Tagen herrschen hier Temperaturen von rund 1100 Grad.

65 000 Tonnen Abfall werden jedes Jahr in der Anlage verbrannt. Wegen der hohen Temperaturen ist der Drehrohrofen von innen mit 25 Zentimeter langen und 20 Kilo schweren Schamottsteinen ausgekleidet. Nach einem Jahr ist durch die Hitze und die im Ofen rotierenden Abfälle nur noch die Hälfte übrig, die Steine müssen ausgetauscht werden.

„Das Problem ist, dass die Steine regelrecht runtergeschmirgelt werden“, sagt Theodor Bonkhofer, Betriebsleiter der Rückstandsverbrennungsanlage. Dann wird die Anlage runtergefahren und die Maurer — Bonkhofer nennt sie der technisch anspruchsvollen Arbeit wegen Künstler — müssen die 360-Grad-Wandverkleidung erneuern.

Mit 48 Mitarbeitern sorgt Bonkhofer an normalen Betriebstagen dafür, dass das Feuer in der Verbrennungsanlage nicht ausgeht. Verbrannt werden hier Produktionsrückstände der chemischen Industrie, Abwässer, Abfälle aus dem medizinischen Bereich oder aus Schadstoffsammlungen.

Durch die Hitze werden die organischen Schadstoffe vollständig zerstört. Das Rauchgas wird nach der Verbrennung durch mehrstufige Reinigungssysteme gewaschen und gefiltert, so dass die gereinigte Abluft dann an die Atmosphäre abgegeben werden kann. „Die Abluft wird von den Behörden ständig überwacht. Wir haben einen gläsernen Kamin“, sagt Bonkhofer.

Wenn das Team mit der Jahresrevision der Anlage fertig ist, wird der Ofen wieder angefeuert. Bis dahin werden die Abfälle des Chemparks in anderen Currenta-Betrieben in verbrannt.

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