Schleudern für die Wissenschaft

Physikerin Andrea Tillmanns hat ein Physikbuch für Vorschulkinder geschrieben und in einem Gladbacher Kindergarten getestet.

Mönchengladbach. „Mir hat Physik erst Spaß gemacht, als ich selbst Dinge erforschen und entdecken konnte“, sagt Andrea Tillmanns. Deshalb hat die 38-jährige Physikerin, die an der Hochschule Niederrhein arbeitet, ein Physikbuch verfasst, mit dem Kindern spielerisch die Welt dieser Wissenschaft nahe gebracht wird. Die erste Begegnung mit der Physik solle nicht mit Angst behaftet sein, meint sie.

Es geht um Dinge, die die Kinder kennen: Wippen, Schaukeln, Murmeln spielen. Die Experimente sind nicht nur theoretisch kindgerecht, sie wurden auch in einem Mönchengladbacher Kindergarten komplett getestet. So konnte die Autorin feststellen, wo noch Lücken existierten oder zusätzliche Erklärungen nötig waren.

Dabei stieß Andrea Tillmanns zum Beispiel auf die Tatsache, dass die Kinder felsenfest davon überzeugt waren, dass ein zusammengefaltetes Blatt Papier schwerer sei als ein nicht gefaltetes. „Darauf bin ich gar nicht gekommen“, sagt die promovierte Naturwissenschaftlerin lachend. Deshalb hat sie nun ein Experiment eingefügt, bei dem die Kinder das Gewicht von Papier abwiegen — einmal als glatten Stapel und einmal in zusammengeknüllter Form.

Die Experimente, die Andrea Tillmanns zusammengestellt hat, benötigen keine ungewöhnlichen Utensilien oder aufwändige Versuchsaufbauten. Sie sind mit dem umzusetzen, was man in der Küche findet, höchstens Kupferdraht und Styroporkügelchen müssen mal besorgt werden. Die Fliehkraft beispielsweise wird mit einem Eimer voller Wasser demonstriert, mit dem die Kinder sich im Kreis drehen.

Auch hier machte Tillmanns im Praxistest eine erstaunliche Erfahrung: Die Kinder kannten dieses Phänomen nicht, sie brachten teilweise noch nicht einmal die entsprechenden motorischen Fähigkeiten mit. Auch das Schleudern wollte geübt sein. „Aber als sie es konnten, waren sie richtig stolz“, erzählt die Autorin.

Ein halbes Jahr später hat sie noch einmal nachgefragt, was von den Experimenten hängengeblieben ist. „Was die Kinder selbst gemacht haben, wussten sie auch noch“, stellt sie fest. Wichtiger als alle Erklärungen sei aber, Begeisterung für die Naturwissenschaften zu vermitteln.

„Floßfahrt, Wippe und Regenbogen“ Dreieck-Verlag, 14,95 Euro.

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