Kinder üben atemlos Capoeira

In einer Ferienfreizeit lernen 30 Schüler ein Höchstmaß an Körperbeherrschung.

Mönchengladbach. Jetzt sind Constanzia und Aaron an der Reihe. Während die anderen Kinder rhythmisch klatschen und singen, gehen die beiden Grundschüler in der Mitte des Kreises aufeinander zu. Zunächst hocken sie sich hin. Dann schlägt Constanzia ein Rad, und ihr Partner macht es ihr nach. Und schon stehen sie sich wieder gegenüber. Sie bewegen sich umeinander und bücken sich, um dem schwungvollen Fußtritt des Gegenübers auszuweichen oder schlagen erneut ein Rad durch die gegrätschten Beine des anderen.

"Die einzelnen Bewegungen kann ich mir aussuchen, aber ich muss sie immer so deutlich ausführen, dass der andere darauf reagieren kann", erzählt Aaron, als er etwas atemlos in den Kreis der Kinder zurückgekehrt ist.

"Ginga", "Cocorinha" oder "Meia Lua" heißen die Tanzschritte, die die 30 Kinder in dieser Woche in der Turnhalle der Erich-Kästner-Schule lernen. Dass sich die Sechs- bis Zehnjährigen am Freitag fast akrobatisch zum Rhythmus der Musik bewegen können, bewertet Dennis Busch als einen "tollen Erfolg". "Manche Kinder konnten zu Beginn des Projektes noch nicht einmal ein Rad schlagen", erzählt Busch.

Eine Woche lang hat der Projektleiter im Rahmen der Herbstferienfreizeit mit Kindern der Erich-Kästner-Schule und der Franziskusschule sowie der Grundschulen Nordstraße, Meerkamp und Waisenhausstraße Capoeira eingeübt. Bei dieser brasilianischen Kampfkunst mit afrikanischen Wurzeln verbinden sich Elemente des Tanzes, der Musik und der Akrobatik. Der Capoeira-Trainer betreibt eine eigene Kampfkunst-Schule und unterrichtet Capoeira regelmäßig an insgesamt zehn Schulen in Mönchengladbach. "Viele Kinder sitzen zu viel vor dem Computer oder Fernseher. Durch die spielerische Form dieser brasilianischen Kampfkunst entwickeln sie wieder Freude daran sich zu bewegen", erklärt er. Eine Erfahrung, die auch Dagmar Werwach-Melle als Leiterin der Ogata gemacht hat: "Wir finden es gut, dass die Kinder durch Capoeira ihren Bewegungsdrang ausleben können. Zudem werden das soziale Miteinander und das Rhythmusgefühl gefördert", sagt die Sozialpädagogin.

Ganz nebenbei erfahren die Mädchen und Jungen auch etwas darüber, wer Capoeira erfunden hat: "Die Sklaven auf den Zuckerrohrplantagen in Brasilen habe durch Capoeira ihre Kampfübungen als Tanz getarnt", erzählt ihnen Busch. Auf diese Weise hätten sie sich gegen ihre Unterdrücker zur Wehr setzen können.

Wie wirkungsvoll sich Capoeira zur Selbstverteidigung eignet, hat Constanzia schon gelernt. Die Viertklässlerin ist seit drei Jahren in der AG ihrer Schule: "Ich weiß, wie man jemanden umkippen lässt", erzählt die Zehnjährige.

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