Hoffnung für das Trafowerk

General-Electric-Konzernleitung will von Schließung bedrohtes Werk verkaufen oder in ein Joint Venture überführen.

Hoffnung für das Trafowerk
Foto: Isabella Raupold

Im Dezember flossen noch Tränen. Gestern aber, bei der außerordentlichen Betriebsversammlung im von der Schließung bedrohten Transformatorenwerk von General Electric Grid an der Rheinstraße, da atmeten die Mitarbeiter zum ersten Mal seit Monaten wieder vorsichtig auf. Denn das Management von General Electric Europa habe sich Ende vergangener Woche gegenüber dem Betriebsrat in Paris dazu bereiterklärt, das Werk zu verkaufen oder in ein Joint Venture mit einem Investor zu überführen. Das teilte der Betriebsrat Falk Hoinkis gestern der Belegschaft in Mönchengladbach mit. Auch Werkleiter Jochen Schwarz bestätigte diese Nachricht. Bisher hatte GE angekündigt, das Werk 2019 schließen zu wollen, jetzt hat offenbar ein Umdenken stattgefunden. „Es wird daran gearbeitet, das Werk zu verkaufen oder zu überführen“, sagte Schwarz gestern.

Hoffnung für das Trafowerk
Foto: Andreas Gruhn

Jochen Schwarz, Werkleiter

„Das Management hat uns berichtet, dass es von dem Schließungsbeschluss für den Standort Mönchengladbach zurücktreten und jetzt die Verkaufsabsicht verfolgen möchte“, sagte Hoinkis. Damit ist die Schließung noch nicht ganz vom Tisch, aber die Belegschaft hat mit großer Vehemenz ihr erstes Ziel erreicht: Es besteht Hoffnung für das traditionsreiche Transformatorenwerk mit seinen mehr als 350 Mitarbeitern. GE soll sich mit gleich mehreren Interessenten in Verhandlungen. „Wir sind überzeugt, dass es weitergehen wird hier am Standort“, sagte Hoinkis. Die Erleichterung sei den Kollegen gestern, als die Ergebnisse aus Paris verkündet wurden, deutlich anzumerken gewesen. „Die Truppe hat seit der Nachricht der Schließung im Dezember Großes geleistet.“ Sein Kollege Frank Peeters betonte, das Umdenken bei GE Grid habe eingesetzt, aber man sei noch nicht am rettenden Ufer angelangt. Wie es mit den anderen von der Schließung oder von Kürzungen betroffenen Standorten in Deutschland weitergeht, dazu machte der Konzern gegenüber den Arbeitnehmern bisher noch keine Angaben.

Die Ankündigung von GE Anfang Dezember, das Gladbacher Werk im kommenden Jahr aufgeben zu wollen, obwohl es profitabel arbeitet, hatte für viel Entrüstung in der Belegschaft, bei Gewerkschaften, bei Politikern und in der Stadt gesorgt. Gleichzeitig gab es eine große Welle der Solidarität, und zwar auch von den Kunden, die die Transformatoren „made in Mönchengladbach“ offenbar sehr schätzen. „Die Auslastung im Werk ist nach wie vor sehr gut, in den vergangenen Monaten sind viele weitere Aufträge hereingekommen“, sagte Schwarz. Dazu habe neben dem guten Image des Gladbacher Standortes auch das große Engagement der Mannschaft im Werk beigetragen.

„Das haben alle Kunden honoriert, die hier waren und weitere Aufträge dagelassen haben“, sagte Schwarz. „Die Auslastung reicht jetzt bis ins nächste Jahr hinein.“ Noch Mitte Januar war die Auslastung nur bis August 2018 gewährleistet gewesen. Die Kunden — im Grunde die großen Energiekonzerne in Deutschland — sollen GE Grid in Schreiben auch unter Druck gesetzt haben, indem sie weiter auf Transformatoren aus dem Mönchengladbacher Werk bestanden. Auch das dürften gewichtige Argumente in Verkaufsverhandlungen sein.

Der Verkaufsprozess wird in den kommenden Monaten begleitet von Restrukturierungsmaßnahmen im Werk. Man müsse sich an die Marktbedingungen weiter anpassen und schneller und profitabler werden, sagte Werkleiter Schwarz. „Aber wir haben jetzt eine gute Position für einen Neustart, wie auch immer der aussehen mag.“

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