Willich Medienerziehung beginnt früh

Anrath. · Wie Eltern ihre Kinder auf die digitalisierte Welt vorbereiten können, haben jetzt Medienpädagogen und Polizei erklärt.

 Interessierte Eltern konnten nach der Gesprächsrunde auch Fragen an die anwesenden Fachleute richten.

Interessierte Eltern konnten nach der Gesprächsrunde auch Fragen an die anwesenden Fachleute richten.

Foto: JA/Lübke, Kurt (kul)

In einem lockeren Rahmen hielten am Freitagabend jeweils drei Experten in der Josefshalle einen kurzen Impulsvortrag zum Thema Medienerziehung und Umgang mit der Digitalisierung. Der Viersener Kriminalkommissar Harald Lamers führte die Gäste an die Risiken der digitalen Welt heran. Lars Klostermann, Medienpädagoge aus Düsseldorf, verfolgte einen anderen Ansatz. Er stellte die Chancen und das Positive der Digitalisierung dar und machte den Zuhörern bewusst, dass Jugendliche ab einem gewissen Alter sehr bewusst mit Smartphone und der Internetnutzung umgehen. „Es ist alles nicht so wild, wie man sich das manchmal vorstellt.“, sagt er, ohne die Gefahren abschwächen zu wollen.

Björn Schaper, Geschäftsführer einer Werbefirma, beschäftigte sich mit der Frage, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf die allgemeine Arbeitswelt hat und zeigt auf, dass heute eine sehr hohe digitale Sozialkompetenz für den Eintritt ins Berufsleben vonnöten ist. Aus dem Grund sei es wichtig, dass Kinder durchaus den Umgang mit den Medien erlernen.

Für die Medienerziehung ist es wichtig, auf Höhe der Zeit zu sein

Wenn man dies aber beeinflussen will, müsse man das nötige Vertrauen aufbauen und auf Augenhöhe sein. „Die Kinder kommen nicht zu einem, wenn sie wissen, dass man davon gar keine Ahnung hat“, erklärt Schaper. Deshalb appelliert er an die Gäste, sich die dafür unbedingt notwendige Kompetenz anzueignen.

In einer offenen Fragerunde wurden Tipps für die Medienerziehung ausgesprochen. Auf die Frage, ob Kinder in der fünften Klasse überhaupt schon Nachrichtenprogramme wie Whatsapp nutzen dürften, kam ganz klar die Antwort: „Sie tun es sowieso. Und dort sollte man auch ansetzen, statt zu argumentieren, dass sie es nicht dürften“. Es gehe mehr darum, klare Regeln aufzustellen und das nötige Vertrauen zum Kind aufzubauen. Dabei solle man aber nicht vergessen, dass man als Elternteil eine Vorbildfunktion hat. Das heißt, wenn das Handy am Tisch verboten ist, dann gelte es für alle.

Außerdem sei es keine gute Idee, dem Kind mit Verboten entgegentreten. Es gebe zwar Einstellungsmöglichkeit, die gewisse Inhalte im Netz filtern und blockieren, aber auch hier gilt: Man soll die Kinder begleiten und dranbleiben. „Ich muss mich fragen: Was machen die Kinder eigentlich? Wofür interessieren sie sich?“, erklärt Lars Klostermann. Auch von heimlichem Überwachen wird stark abgeraten. Viel eher soll offen mit der Nutzung der Smartphones umgegangen werden. Das Kind solle ganz einfach wissen, dass es gewisse Anwendungen nutzen darf, unter der Bedingung, dass die Eltern jederzeit mitlesen oder schauen können. An dieser Stelle ergab sich der Vorschlag, zusammen eine Art Nutzungsvertrag aufzustellen.

Kritisch sei nicht Besitz sondern die Nutzung des Smartphones

Die Medienerziehung beginne heute schon sehr früh, „das ist nun mal die Welt, in der die Kinder aufwachsen. Die digitale Welt ist schon da, und das ist nicht schlimm“, erklärt Klostermann. Auf die Frage einer Mutter, ab wann sie ihre vierjährige Tochter an die Digitalisierung heranführe und ob es nicht vermeidbar sei, kam schnell die Antwort, dass es nicht darum geht, dass die Kinder ein Smartphone besitzen, sondern darum, was sie damit machen. Kreative Anwendungen, Ausmal-Apps wie Quiver, die Kinder fördern, seien ein guter Start. Zuletzt galt: „Bleibt dran, das ist alles, was zählt“, so Klostermann. Auch wenn das in der Pubertät immer schwerer werden kann. „Man muss auch mal Vertrauen haben“, so Kriminalkommissar Lamers.

Im Anschluss konnten Gäste noch persönlich auf die Experten zugehen und das Gespräch suchen.

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