Themenabend der Grünen in Willich Experte fordert Konzept gegen Lichtverschmutzung

Willich. · Der Verlust der Dunkelheit sei verheerend, berichtete Dozent Eib Eibelshäuser.

 Eib Eibelshäuser (r.) mit den Grünen (v.l.) Lars Lorberg, Gregor Nachtwey und Merlin Praetor.

Eib Eibelshäuser (r.) mit den Grünen (v.l.) Lars Lorberg, Gregor Nachtwey und Merlin Praetor.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

Wie steht es eigentlich um künstliches Licht? Dieser Frage widmeten sich die Willicher Grünen bei einem Themenabend. „Deutschland wird jedes Jahr zwei Prozent heller“, sagte Eib Eibelshäuser, der auf Einladung des Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen im Lichthof in Münchheide einen Impulsvortrag zum Thema Licht und auch Schall hielt. Aufmerksam lauschten ihm Gregor Nachtwey, Technischer Beigeordneter der Stadt Willich, und Lars Lohrberg, Technischer Leiter der Stadtwerke Willich. Denn das, was der Dozent der Hochschule Düsseldorf im Gepäck hatte, könnte praktischen Nutzen für die Kommune entfalten.

150 Milliarden Insekten sterben pro Jahr an zu viel künstlichem Licht

Der Blick aus dem All auf die Erde zeigt, wie ungleichmäßig das Licht auf dem Globus verteilt ist. Während etwa Afrika weitestgehend im Dunkeln liegt, leuchtet Europa umso heller. „Es gibt große Teile des Planeten, da ist kaum Energie vorhanden, während sie bei uns verballert wird“, sagte Eibelshäuser und kam vom Großen zum Konkreten vor Ort: „Wir haben es meistens zu hell.“ Dabei bedeute mehr künstliches Licht nicht etwa mehr Sicherheit, sagte Eibelshäuser: „Wir sind Höhlenmenschen geblieben, für die Dämmerung geschaffen.“ Er meint: „Der Verlust der Dunkelheit ist genauso schädigend wie der Verlust der Stille.“

Das Licht sei auch für Pflanzen und Tiere wie ein Kalender. Er nannte eine erschreckende Zahl: „150 Milliarden Insekten sterben pro Jahr“, und zwar an den Folgen zu viel und zu hellen künstlichen Lichts, in das sie immer wieder hineinfliegen. Mit allen Folgen für die Nahrungskette. „Warum muss Licht in den Städten die ganze Nacht brennen?“, fragte Eibelshäuser. „Light on demand“ bietet etwa die Kleinstadt Löwenstedt in Schleswig-Holstein. Per App können die Bewohner Straßenlicht einschalten. Eine Lichtführung, die sich nach der Frequenz der Nutzer richtet, gibt es bereits in der Stadt Monheim.

Eibelshäuser wohnt in Anrath und nahm seine Zuhörer mit auf eine nächtliche Tour durch seinen Ortsteil. Er führte Aufnahme um Aufnahme vor, wie kunterbunt und zusammengewürfelt die Beleuchtung an manchen Ecken erscheint. Am Fußgängerüberweg Hindenburgstraße etwa blendet das Hinweisschild die Autofahrer. Über sieben Meter hohe Lichtmasten an der Johannesstraße strahlen in alle Richtungen, vor allem in die Fenster der Häuser, die nachts erleuchtet werden. Auch privat tut mancher zu viel des Guten: Ein Bewegungsmelder an einem Neubau springt bei jedem vorbeifahrenden Auto an. Eibelshäuser regte eine planerische Herangehensweise, ein kommunales Lichtkonzept an.

Der Ortsverband von Bündnis 90/Die Grünen lädt seit einiger Zeit zu Themenabenden ein, bei denen Experten zu Wort kommen. Die Reihe heißt „Das grüne Forum“. evs

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