Kleine Umfrage zur Kanzler-Kandidatur Grüne vor Ort beantworten die K-Frage

Tönisvorst/Berlin · Annalena Baerbock oder Robert Habeck? Wer kandidiert für die zurzeit zweitstärkste Partei im Bund für das Kanzleramt? Stimmen dazu von der Basis in Tönisvorst und Willich.

 Britta Rohr ist für eine Person, die mitten im Leben steht.

Britta Rohr ist für eine Person, die mitten im Leben steht.

Foto: Grüne Tönisvorst

Das wird eine knappe Kiste. Ein Zieleinlauf, bei dem die eine oder der andere vielleicht nur einen Wimpernschlag vorne liegt. Oder ist die Entscheidung über ihr Spitzenpersonal für die grüne Basis schon sonnen(blumen)klar? Blumen für Annalena Baerbock? Oder doch für Robert Habeck?

Es sind noch spannende zehn Tage abzuwarten, bis der Bundes-Vorstand der Grünen seinen Vorschlag unterbreitet: Zum ersten Mal in der Geschichte der Partei wird ein Kanzlerkandidat oder eine Kanzlerkandidatin ausgerufen. Macht es der Umfragen-führende Robert Habeck, 51? Oder soll Annalena Baerbock (40), die seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages ist, die mit dem aussichtsreichen Kandidatur-Ticket werden?

Am 19. April wird die „Er oder sie“-Frage beantwortet. Am 12./13. Juni folgt die Absegnung auf dem Grünen-Parteitag. Was sagt die Basis vor Ort schon jetzt? Ein Stimmungstest in Tönisvorst und Willich.

Britta Rohr, neu gewählte Ratsfrau und Vize-Bürgermeisterin in Tönisvorst, spricht sich für Annalena Baerbock aus. Unter anderem „weil sie eine Frau ist, die auch Kinder hat“, sagt Rohr: „Weil ich auch eine Frau mit Kindern bin und finde, dass wir in der Politik unterrepräsentiert sind. Vor allem im Bund.“ Rohr ist der Bezug von Politikern zu Angelegenheiten von Eltern wichtig, Politiker, die mitten im Leben stehen. „Deshalb engagiere ich mich lokal, weil ich da etwas bewegen möchte.“ Frauen und Karriere: in der Bundespolitik kein Selbstläufer-Modell. Rohr: „Das ist echt schwierig. Allein die Präsenzpflicht bei Sitzungswochen in Berlin. Deshalb sind im Bundestag auch viele Frauen ohne Kinder.“ Alleinerziehende könnten das nicht stemmen, ist Rohr überzeugt.

Merlin Praetor, Ratsherr in Willich, geht nicht von einer Fifty-Fifty-Chance der Kandidaten aus. Er meint aus bisher gehörten parteipolitischen Äußerungen und aus Gesprächen in der Fraktion einen Zweidrittel-Zuspruch für Annalena Baerbock auszumachen. Es sei ihre sachliche, ihre analytische Art, mit der sie punkte. „Und sie hat eine Merkel-hafte Konstitution“. Diese Standhaftigkeit sei nicht zu verachten. Dass Baerbock ein Mensch ist, der mitten im Leben steht, würde auch Praetor eins zu eins unterstreichen. „Sie ist nicht nur eine Berufspolitikerin.“

Die Grünen stellen erstmals in ihren Reihen die K-Frage und damit einen Kandidaten oder eine Kandidatin fürs Kanzleramt. Das sei, so Praetor, aber „der historische Normalfall für die bundesweit zweitstärkste politische Kraft“. Das sind die Grünen zurzeit. Einen Erfolg sieht Praetor angesichts der Umfragewerte und möglicher Koalitions-Konstellationen „Rot-Rot-Grün oder Ampel in Reichweite“.

Jürgen Cox, mit Britta Rohr Sprecher des grünen Ortsverbandes in Tönisvorst, hält beide Bundesvorsitzenden als Kandidaten für „absolut geeignet“. Cox hielte es für ein tolles Signal, Annalena Baerbock zur Kandidatin zu machen. Für Frauen spiele Emotionalität in der Politik eine Rolle, die für ihn, so Cox, auch gleichbedeutend mit Ehrlichkeit sei. Vor Ort erlebe er die Riege junger Frauen in der Partei, und „was Britta Rohr, Meral Thoms und Nicole Gobbers an Ansätzen, Themen und Gesichtspunkten in die Arbeit mit hineingebracht haben“. Der Männerwelt allgemein, sagt Cox, täte es gut, wenn Annalena Baerbock als Kanzlerkandidatin nominiert würde.

Meral Thoms, die angesprochene Ratsfrau aus Tönisvorst, freut, dass die Grünen mit einem Führungsanspruch in den Bundestagswahlkampf gehen. „Das betrifft und motiviert uns auch hier vor Ort, die wir diesen Wahlkampf begleiten werden.“ Sie persönlich würde für beide Kandidaten „gerne Wahlkampf machen. Sie funktionieren als Doppelspitze gut zusammen. Beide wären eine gute Wahl“.

Robert Habeck habe lange deutlich in den Umfragen geführt, Annalena Baerbock aber zuletzt „wahnsinnig aufgeholt. Sie ist charismatisch, hat eine starke inhaltliche Tiefe. Medienpräsenz haben beide“.

Meral Thoms tendiert zu Baerbock, denn „die grüne Partei steht für Frauenförderung. Da würde diese Kandidatur uns gut stehen. Sie wäre eine gute Vorbildfunktion“. 

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