Ausstellung im Kramer-Museum Faszinierendes Kunsthandwerk

Kempen · Die Kunsthandwerker-Ausstellung im Kramer-Museum begeisterte das Publikum. 25 Kunsthandwerker zeigten ihre Arbeiten aus den unterschiedlichsten Materialien. Sie werden oftmals mit verblüffenden Techniken hergestellt.

 Bei der Kunsthandwerkerausstellung im Kempener Kramer-Museum kamen Künstler und das Publikum ins Gespräch.

Bei der Kunsthandwerkerausstellung im Kempener Kramer-Museum kamen Künstler und das Publikum ins Gespräch.

Foto: Norbert Prümen

„Das gibt es doch gar nicht“, diesen Ausspruch hört Heike Marks immer wieder. Gemeint sind die Wachteleier, die unter einer Glasglocke liegen. Sie sind allesamt in der Pysanky-Technik hergestellt. Dabei handelt es sich um traditionell hergestellte, ukrainische Ostereier. Winzige filigrane Muster zieren die kleinen Eier. Aber nicht nur das Miniformat ist vertreten. Marks stellt ebenso Hühnereier und Nandu-Eier aus. Fasziniert lassen sich die Besucher die alte Herstellungstechnik erklären, die mit mehrmaligen Farbbädern einhergeht, wobei jedes Mal die Flächen, die nicht weitergefärbt werden sollen, mit Wachs benetzt werden. Auf diesem Weg entstehen die klassischen ukrainischen Muster.

Besucher, die am vergangenen Samstag und Sonntag durch das Kramer-Museum schlendern, in dem für diese Zeit der bekannte Kunsthandwerker-Markt eingezogen ist, bleiben immer wieder interessiert stehen. Was die 25 Kunsthandwerker mitgebracht haben, zieht in den Bann. Ausgefallenes und Einmaliges gibt sich die Hand.

Lebensecht wirkende Tiere mit Mammutelfenbein eingekratzt

In die Paterskirche sind die Big Five eingezogen: Elefant, Löwe, Nashorn, Büffel und Leopard präsentieren sich allerdings in einer für die meisten Besucher völlig anderen und absolut beindruckenden Art. Sie scheinen aus dem Grundmaterial quasi herauszutreten. Dieter Kaminski benutzt Mammutelfenbein und kratzt die lebensecht wirkenden Tiere mit Nadeln ein. „Durch die Erderwärmung kommt immer mehr des Materials aus dem Permafrostboden hervor. Ich arbeite mit Nadeln, die ich im Zehntelmillimeter in das Material steche. Durch die unterschiedlichen Tiefen entstehen die Farbeffekte, die letztlich dazu führen, dass die Tiere einen 3D-Charakter erhalten“, erklärt der gelernte Graveur den staunenden Zuhörern.

Was das genutzte Material betrifft, da überrascht Karin Fahnenbruch mindestens genauso. Ihr ausgefallener bunter Schmuck und die kleinen Skulpturen, in denen sich klitzekleine Figuren tummeln, bestehen aus Papier. „Ich drehe Papier mit Aufdrucken zu Walzen in verschiedenen Dicken und schneide diese in die gewünschten Längen. Für diese Ketten benutze ich zudem Druckköpfe an den Rändern der Walzstücke“, sagt die Oberhausenerin und nimmt eine der Ketten in die Hand. Das Objekt als solches ist federleicht.

Zerbrechlich geht es bei Renate und Heinz Hubert zu. Das Ehepaar beschäftigt sich seit 1983 mit Glaskunst. „Jean Pütz mit seiner Hobbythek war für uns der Ideengeber, als er einmal die Tiffany-Technik vorgestellt hat“, erzählt Heinz Hubert. Ob die Porzellantassen, die mit Glaskunst kombiniert werden, oder die aus Glasstreifen bestehenden Schalen oder die restaurierten alten bunten Glasfenster – das Ehepaar erläutert den Besuchern mit Begeisterung die Arbeitsschritte, die dahinter stehen.

Mundgeblasene Glaskunst
und Tolles aus Weiden

Der mundgeblasenen Glaskunst hat sich Harald Harrer verschrieben. Edler Schmuck, feine Ostereier, kleine Vögel und hauchzarte Grappagläser lassen die Besucher stehen bleiben. Mit seiner formschönen und klappbaren Weidengarderobe begeistert Thomas Dittrich an seinem Stand. „Wenn viele Gäste kommen ist das ideal. Einfach aufklappen und später wieder wegstellen“, sagt der Nettetaler, der sich ganz den Weiden verschrieben hat und darin auch Kurse gibt. Wie vielschichtig die Weide einsetzbar ist, verdeutlicht der Nettetaler mit seinen Produkten: Staudenhalter, Sichtschutzwände, Weidekugel, Körbe und Insektenhotels geben sich ein Stelldichein. Ungewöhnlich: der Weidenstamm als Pflanzgefäß.

Neben ihm surrt derweil die Drechselbank. Erich Grünig hat sein Handwerkszeug mitgebracht. Unter seinen geschickten Händen entsteht gerade ein Stift. Wie die fertigen Produkte aussehen, zeigen die schwarzen Samtkästen, in denen die unterschiedlichsten Füllfederhalter und Kugelschreiber aus Holz liegen. Aber auch Muskatmühlen, Flaschenöffner und -verschließer sowie witzige Pilze gehören zu seinen handgefertigten Produkten. Ein weiterer Hingucker sind die Holzuhren. Wie angenehm sie sich am Arm tragen, kann jeder direkt selbst testen.

Bei Birgit Höffmann klappern die Webrahmen. Die Kempenerin stellt neben anderem die Herstellung von handgewebten Armbändern vor. Die „Zarte Gerlinde“ und der Drache „Fortuno“ lassen die Besucher am Stand von Angela Schäfer verweilen. Jedes ihrer kunstvollen Werke aus Draht und Papier als auch ihre Bilder haben einen persönlichen Namen. Das gilt auch für die Patchwork-Arbeiten von Birgit Laakmann, die neben ihren farbigen Tischläufern witzige Eulen und Hühner mitgebracht hat. Ein jeder Stand ist einzigartig. Wer durch die Ausstellung schlendert, der braucht eins – und das ist viel Zeit.

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