Kunst Ausstellung: Joseph Beuys und der Kölner Dom

Köln · Aufgewachsen in Kleve am katholisch geprägten Niederrhein, kam der später weltbekannte Künstler Joseph Beuys im Jahr 1948 bei seiner Arbeit mit dem Kölner Dom in Berührung. Damals war der gebürtige Krefelder Student für Monumentalbildhauerei an der Düsseldorfer Kunstakademie.

 Dompropst Guido Assmann, Kuratorin Leonie Becks und Dombaumeister Peter Füssenich (v.l.) in der neuen Ausstellung.

Dompropst Guido Assmann, Kuratorin Leonie Becks und Dombaumeister Peter Füssenich (v.l.) in der neuen Ausstellung.

Foto: step/Eppinger

Zunächst war er in der Klasse von Joseph Enseling eingeschrieben. Später wechselte Beuys zu Ewald Mataré, der ihn 1951 zu seinem Meisterschüler machte.

Da Mataré seine begabtesten Schüler nach dem Vorbild mittelalterlicher Bauhütten in seine Auftragsarbeiten einband, war Beuys ab 1948 an der Entstehung der vier großen Bronzetüren am Südquerhaus des Doms beteiligt. Zuständig war er als junger Künstler unter anderem für die Mosaikarbeiten. Da es in der Nachkriegszeit schwierig war, das passende Material zu beschaffen, suchte Beuys in der Region nach Quellen. Dabei entdeckte er in Meerbusch den reich verzierten Pool einer im Krieg zerstörten Villa und brachte die Steine nach Köln. An der Bischofstür setzte er im Wappen von Joseph Kardinal Frings zudem den eigenen Rasierspiegel ein, um eine Lichtreflexion zu schaffen. Zuständig war Beuys außerdem für die Erstellung des Gipsmodells mit der Darstellung der brennenden Stadt Köln auf der Pfingsttür.

Diesem Bezug des Künstlers zum Kölner Dom und dessen Frühwerk zwischen 1947 und 1955 widmet sich noch bis zum 24. Juli eine neue Sonderausstellung der Domschatzkammer. Es ist die Zeit von Beuys Studiums an der Kunstakademie von 1946 bis 1953 und die seiner ersten Jahre als Künstler bis zu seiner großen Schaffenskrise zwischen 1955 und 1957, die eine künstlerische Zäsur in Beuys Werk bedeutete. Diese wird in der Schau exemplarisch mit dem plastischen Bild „Ohne Titel“ veranschaulicht. Es handelt sich dabei um einen Gipsabguss eines verschollenen Vortragskreuzes des Bildhauers von 1949, der zerbrochen auf einem Holzbrett montiert und bemalt in einen neuen Kontext gestellt wird.

Als Zeugnis seiner Mitarbeit an den Bronzetüren des Doms findet sich ein Nachguss des Reliefs vom brennenden Köln, das Beuys nach einer Zeichnung Matarés in Gips geschnitten hat. Außerdem sind von ihm unterschriebene Quittungen aus dem Dombauarchiv zu sehen. Dazu kommt eine vielseitige Auswahl an Zeichnungen, Entwürfen und plastischen Werken aus dem Frühwerk des Künstlers, der 1976 mit seinem Beitrag zum Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig den internationalen Durchbruch schaffte. Präsentiert werden sowohl Akademiearbeiten als auch freie Arbeiten, die von der großen Begabung des jungen Künstlers und von seiner Suche nach dem eigenen künstlerischen Ausdruck zeugen.

Es war auch immer wieder eine Auseinandersetzung mit dem Werk seines Lehrers Mataré. Dessen Einfluss erkennt man zum Beispiel in den Tierplastiken wie den jetzt gezeigten Schafen aus dem Jahr 1948. Dazu kommen frühe Werke aus dem christlichen Themenfeld. So hat sich Beuys intensiv mit dem Kreuz und der Kreuzigung auseinandergesetzt. Die Arbeiten zeugen von dessen katholischer Prägung und von seiner profunden Kenntnis christlicher Ikonografie. Zu betrachten gibt es in der Schau unter anderem Entwürfe zu einem Taufbecken und zu einem Weihwasserbecken sowie seine Leuchter aus den Jahren 1949/50.

Den Bezug zum Spätwerk von Beuys, der 1986 in Düsseldorf verstorben ist, bringt sein Beitrag zu einer Ausstellung des Museums Ludwig und des Kölnischen Kunstvereins zum 100sten Jahrestag der Vollendung des Doms im Jahr 1980. Unter dem Titel „Mein Kölner Dom“ wurden von Beuys vier große Fotografien gezeigt, auf denen die vier Bronzetüren zu sehen sind. Diese Leinwände verfremdete Beuy durch partielles Bekleben mit Filz und dem Beschriften mit brauner Farbe. So ist auf dem jetzt in der Domschatzkammer zu sehenden Bild die Frage „Wo ist mein Rasierspiegel?“ zu lesen. Dieser war bei Restaurierungsarbeiten der Domtüren entfernt und durch normale Mosaiksteine ersetzt worden.

 

Service: „Joseph Beuys – frühe Jahre 1947-1955“, Kölner Domschatzkammer (Zugang von der Nordseite des Doms), Termin: bis zum 24. Juli, Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr, Eintritt: sechs (ermäßigt drei) Euro, Führungen: donnerstags um 15 und samstags um 14 Uhr, Katalog: 12 Euro für Besucher der Ausstellung.

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