„Irgendwo müssen wir durch“

Zum Dialog mit Verbänden und Kommunen über die Stromtrasse hatte Amprion auch nach Vorst eingeladen.

„Irgendwo müssen wir durch“
Foto: Gerten/dpa

Vorst/Kreis Viersen. Im Festsaal von Haus Vorst ist kein Stuhl mehr frei. Das hat auch mit „Friederike“ zu tun. Durch den Sturm konnten viele Interessierte nicht an der Amprion-Dialog-Veranstaltung am Donnerstag in Rees teilnehmen. Sie sind daher einen Tag später nach Vorst gekommen.

Der Anlass: Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat am 11. Januar den Vorzugskorridor für die Gleichstromverbindung A-Nord zwischen Emden an der Nordsee und dem Niederrhein vorgestellt. Den Korridor, betroffen sind unter anderem Kempen und Tönisvorst, wird Amprion im März bei der Bundesnetzagentur beantragen.

Das Unternehmen schlägt damit vor, in welchem einen Kilometer breiten und zirka 300 Kilometer langen Streifen es die 24 Meter breite Erdkabeltrasse bauen möchte. Bevor es dazu in einen weiteren, öffentlichen Bürgerdialog geht (siehe Info-Kasten), stand der Austausch mit den Kreisen, Städten und Gemeinden an, die entlang des Vorschlagskorridors von A-Nord liegen. Auch andere „Träger öffentlicher Belange“, wie Landwirtschaftsverbände, Naturschutzverbände oder Wirtschaftsvertreter wurden zu den Veranstaltungen, in NRW fanden sie in Ahaus, Rees und Vorst statt, eingeladen.

Die Grundposition des Unternehmens macht Projektleiter Klaus Wewering vor der Zuhörerschaft in Haus Vorst deutlich: „Irgendwo müssen wir durch.“ Demgegenüber stehen die Bedenken und die Kritik der betroffenen Kommunen. Beispiel Kaarst, das als Standort für den Konverter im Gespräch ist, der aus Gleich- Wechselstrom machen soll. „Aber es gibt doch Alternativflächen“, sagt die aus Grefrath stammende Kaarster Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus in Richtung Projektleitung.

Auch Peter Lambertz, Fraktionsvorsitzender der UWT in Tönisvorst, meldet sich zu Wort. Ihn interessiert, wie lange die Ein-Kilometer-Streifen-Planung eigene Pläne der Kommunen (etwa für Wohnbebauung) verhindert. Antwort: Anfang 2019 wolle man in die „tiefere Planung“ einsteigen. Der Hintergrund: Wenn die Bundesnetzagentur den Korridor einmal genehmigt hat, darf sich Amprion auch nur in diesem bewegen — in einer Ausdehnung von einem Kilometer. Konkret gebraucht werden jeweils nur 35 Meter bei der Verlegung. Sind die Kabel einmal unter der Erde, bleibt ein 24 breiter Schutz-Streifen.

Besonders betroffen von der geplanten Trasse ist die Landwirtschaft. Kein Wunder: Siedlungen will Amprion möglichst großräumig umgehen. Diskutiert wird unter anderem die mögliche Auswirkung der Bodenerwärmung (durch die Stromkabel) auf die Kartoffelernte. Laut Projektleiter Wewering sind keine negativen Folgen bekannt. Und falls es den Kartoffeln doch zu warm werden sollte? Dann müsste man sich „über Entschädigungen unterhalten“. Beim kommenden „Bürgerdialog“ sind ähnliche Diskussionen zu erwarten: Die Amprion-Verantwortlichen rechnen damit, dass bis zu 90 Prozent der Teilnehmer aus der Landwirtschaft kommen.

Sollte das Unternehmen seinen bevorzugten Korridor genehmigt bekommen, würde die Erdkabeltrasse durch Teile von St. Hubert-Voesch sowie die Kempener Honschaften Wall, Ziegelheide und St. Peter führen. Dann ginge es weiter durch die ländlichen Bereiche zwischen St. Tönis und Vorst, durch Forstwald und den nördlichen Rand von Willich.

Eine alternative Strecke hat das Unternehmen ebenfalls vorgeschlagen. Dann wäre das Kempener Stadtgebiet nur am östlichen Rand von St. Hubert betroffen. Auf Tönisvorster Stadtgebiet würden ähnliche Bereiche vorgesehen wie bei der ersten Variante. Für Willich bedeutet die alternative Route deutliche Veränderungen: In diesem Fall wären Teile von Anrath und Schiefbahn betroffen.

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