Wülfrath: Bürgermeisterin - "Gewählt, um Entscheidungen zu treffen"

Am Infostand erfuhr die CDU viel Zustimmung für den geplanten Abwahlantrag.

Wülfrath. Es gibt bessere Tage, um mit dem Wähler ins Gespräch zu kommen. CDU-Geschäftsführer Mario Sülz hastet unter die Markise des Drogerie-Marktes in der Innenstadt. Der nächste heftige Schauer prasselt nieder. Ein ungemütlicher Samstagvormittag - und dennoch ist die Laune bei den CDU-Vorstands- und Ratsmitgliedern so schlecht nicht. Der Grund: Sie erfahren breite Zustimmung für ihren Vorstoß, die Bürgermeisterin abwählen zu wollen.

"Wir haben fast ausschließlich positive Stimmen gehört. Wir sind auf dem richtigen Weg", bilanziert Vorsitzender Andreas Seidler nach zwei Stunden und 250 verteilten Flugblättern. Auch Ratsfrau Birgit Schmahl ist überrascht. "Eigentlich melden sich bei solchen Straßenaktionen vor allen Dingen die Kritiker. Dies gibt’s heute scheinbar nicht," sagt sie. Das registriert auch Sonja Wulff. "Auch in meinem privaten Bekanntenkreis sagen alle, dass es endlich an der Zeit war, diesen Schritt zu gehen", sagt die Ratsfrau der Union - und reicht einer Passantin das Flugblatt. "Zur Bürgermeisterin?", fragt sie zurück. Wulff nickt. "Das wird auch Zeit, dass die geht", sagt die mit zwei Taschen bepacke Wülfratherin und geht weiter.

Nicht alle folgen der CDU uneingeschänkt. Wie Norbert Heitmann. "Nachvollziehbar und erklärbar", sagt der pensionierte Lehrer, "ist die Forderung nach Abwahl von Frau Lorenz-Allendorff. Aber ich bevorzuge ein konstruktives Misstrauensvotum. Wie und mit wem soll es nach ihr weitergehen?" Seidler stimmt zu. "Das kommt auch. Aber jetzt muss erst einmal die Grundlage für einen neuen Kandidaten gelegt werden."

Eine andere Position, die Sülz häufig an diesem Morgen hört: "Viele wollen einen richtigen Neuanfang. Auch der Rat müsse Verantwortung tragen", berichtet er. Eine weitere Meinung, die Seidler und Co. wiederholt zur Kenntnis nehmen: "Hier waren einige SPD-Mitglieder, die sich über ihre Partei wundern. Erst fordern sie die Union auf, zu reagieren und halten sich dann zurück. Das verstehen die Genossen an der Basis nicht mehr", so Seidler.

Auch Alt-Bürgermeister Alois Huning, der Barbara Lorenz-Allendorff 2004 als Kandidatin ins Gespräch gebracht hatte, schaut am Info-Stand vorbei. Der Regen hat mittlerweile aufgehört. "Der Vorstand hätte für so eine Entscheidung die Mitglieder befragen sollen", kritisiert er. "Wir sind gewählt worden, Entscheidungen zu treffen", antwortet Seidler darauf. Das sehen an diesem Samstagmorgen nahezu alle Gesprächspartner der Wülfrather CDU so.

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