Ratingen: Hoffnung für die Westbahn

VRR, Politik und Verwaltungen starten einen neuen Anlauf für Personenverkehr auf der Strecke. Sie rechnen sich gute Chancen aus.

Ratingen. Vor 30 Jahren fuhren noch regelmäßig Personenzüge, dann wurde der Verkehr auf der so genannten Westbahn zwischen Duisburg und Düsseldorf zugunsten des Gütertransportes aufgegeben. Heute gilt die Trasse mit 150 Zügen als eine der meistbefahrenen Güterzugstrecken in Deutschland.

Lediglich auf dem Teilstück zwischen Entenfang und Duisburg-Hauptbahnhof, mit knapp sieben Kilometern übrigens die kürzesten Bahnlinie in NRW, rattert noch die RB 37 in zehn Minuten von Endstation zu Endstation. Bis 1983 reichte die Strecke noch bis Rath.

Pläne, die Schienen durchgehend für den Personenverkehr wieder zu aktivieren, liegen seit langem in der Schublade. Aber so richtig Schwung ist noch nicht in die Sache gekommen. Bislang scheiterte das von vielen wohlklingenden Absichtserklärungen begleitete Unterfangen an den Kosten: Schließlich sollen die Städte, die von der wiederbelebten Bahnstrecke profitieren, auch dafür ihren Beitrag leisten und Betreibergarantien abgeben. In Duisburg, einer Stadt im Nothaushalt, wären derlei Ausgaben aber völlig tabu.

Dennoch soll ein neuer Anlauf unternommen werden. Dazu holte der Ratinger Landtagsabgeordnete Wilhelm Droste Vertreter der Nachbarstädte Düsseldorf und Duisburg zusammen mit dem Chef des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) an einen Tisch. Der Ort der Zusammenkunft war symbolträchtig: der alte Lintorfer Bahnhof an der Wedauer Straße.

Für Ratingen wäre die Reaktivierung der Westbahn ein "wahnsinniger Gewinn", sagte Droste. Mit Haltepunkten in Lintorf, Tiefenbroich und West wären die drei Ortsteile mit ihren rund 40.000 Einwohnern direkt ans überregionale Schienennetz angebunden. Die Fahrtzeit zum Düsseldorfer Hauptbahnhof würde sich mit etwa 20 Minuten mehr als halbieren.

Dass sich der Betrieb der Westbahn rechnen würde, davon ist VRR-Vorstand Martin Husmann überzeugt. "Vor zehn Jahren hat man die tägliche Fahrgastzahl auf 13.000 geschätzt, heute läge die Zahl auch wegen der vielen Neubaugebiete deutlich höher."

Er verwies zudem auf die "Erfolgsstrecke Regiobahn", wo man auf 6.000 Passagiere täglich gehofft habe, heute aber 20.000 befördert. "Die Westbahn hat das höchste Entwicklungspotenzial im ganzen VRR-Gebiet und einen unerreichten Kosten-Nutzen-Faktor." Als Jahresleistung geht man von gut 500.000 Zugkilometern aus.

Von dieser Warte aus spräche also alles für den Betrieb der Westbahn. Andererseits standen bisher 27 Millionen Euro Investitionskosten im Raum - für Haltepunkte und Stellwerke. Mitte des Jahres soll eine Machbarkeitsstudie neue Zahlen liefern.

Aber nicht nur Ratingen, auch Duisburg und Düsseldorf würden massiv profitieren: "Das Projekt hat richtig Zukunft", sagte Olaf Lehne, Mitglied im Verkehrsausschuss des Landtages. Keine Strecke sei so kostengünstig und lukrativ. Es wäre gut für die Entwicklung in Düsseldorf-Rath und im Duisburger Süden. Fahrplantechnisch ist es übrigens kein Problem, die Personenzüge auf der Güterzugstrecke fahren zu lassen.

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