Ratingen: Boom bei der Briefwahl

Bis Donnerstag haben bereits 14217 Bürger Briefwahlunterlagen angefordert. Wegen neuer Wahllokale gab es viele Beschwerden.

Ratingen. "Das ist unglaublich, mit solch einem Boom hätte ich nicht gerechnet." Wahlleiter Ulrich Kunde ist der Ansturm auf die Briefwahl schon fast unheimlich. 14 217 Ratinger - so der Stand Donnerstagmittag - haben bereits Briefwahlunterlagen bekommen. Zum Vergleich: Bei der Kommunalwahl vor vier Wochen hatten insgesamt nur rund 9 000 Wahlberechtigte von dieser Form der Stimmabgabe Gebrauch gemacht. Und ein Ende des Booms ist nicht abzusehen. Täglich stapeln sich in Kundes Mail-Postfach die Briefwahlanträge.

Zwischenzeitlich gab es sogar eine solche Antragsflut, dass es zu Verzögerungen beim Verschicken der Unterlagen kam. "Diese Rückstände sind aber komplett aufgearbeitet", versichert Kunde.

Noch nicht aufgearbeitet sind dagegen die "Verwerfungen", die sich durch die Änderungen bei den Stimmbezirken ergeben haben. So hatte es nach der Kommunalwahl etliche Beschwerden gehagelt, weil Bürger in ihrem gewohnten Wahllokal nicht wählen durften, da sie dort nicht im Wählerverzeichnis standen. Die Wahlvorstände bekamen als Blitzableiter zuerst den Unmut zu spüren, danach gingen die Beschwerden im Wahlamt ein - vor allem aus Hösel, Homberg und Ratingen-Mitte. "Das waren schon sehr harsche Vorwürfe - bis hin zu Beleidigungen", so Kunde.

Der Grund für die Irritationen liegt zum einen in der neuen Einteilung der Stimmbezirke, zum anderen aber auch darin, dass die Stadt auf sonst übliche Wahllokale keinen Zugriff hatte. So konnte im Homberger Wichernheim wegen einer Veranstaltung nur eines statt der gewohnten zwei Wahllokale eingerichtet werden. Das andere wurde in den Kindergarten Mozartstraße verlegt - nur 300Meter entfernt. "Am Sonntag bei der Bundestagswahl stehen wieder beide Stimmlokale im Wichernheim", erklärt Kunde. Um solche Veränderungen möglichst gering zu halten, klappert das Wahlamt lange vorher die Örtlichkeiten für die Wahllokale ab.

Einschneidender sind allerdings die Änderungen durch die neue Einteilung der Wahlbezirke. Das führt unter anderem dazu, dass die Wahlberechtigten in der Benzstraße in West nach Tiefenbroich zur Stimmabgabe müssen. Oder die Anwohner der Hamannstraße in Homberg Süd im nördlichen Teil Hombergs wählen müssen. Seltsamerweise gab es von diesen Betroffenen keinerlei Beschwerden.

Dafür machten Wähler, die jahrelang im gleichen Lokal ihre Stimme abgaben, jetzt aber in ein anderes mussten, ihrem Unmut Luft. Kundes Tipp: "Auf der Wahlbenachrichtigung steht fett gedruckt die genaue Bezeichnung des Wahllokals mit Anschrift. Dann erspart man sich Überraschungen."

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