Hösel: Wohnklotz nicht erwünscht

Das Planungsamt will mit der Aufstellung eines Bebauungsplanes die Errichtung eines Mehrfamilienhauses in einer Villengegend verhindern. Die Vorlage wurde wegen besonderer Dringlichkeit bereits am Dienstag beschlossen.

Hösel. "Wir verkaufen unser Oma ihr klein’ Häuschen." Wenn es ans Erben geht, herrscht nicht immer solche Einigkeit, wie in diesem Gassenhauer. Häufig ist deshalb der Verkauf von Haus und Grund der letzte Ausweg, um die verschiedenen Interessen der Erbenschar unter einen Hut zu bekommen. Das führt außerdem oft dazu, dass das Erbe mit möglichst hohem Gewinn verkauft werden soll. Und ein Grundstück mit (altem) Haus bringt erfahrungsgemäß nicht so viel ein, als wenn man das Gelände einem Bauträger zukommen lässt, der mit einer neuen, natürlich dichteren Bebauung wiederum mehr Ertrag erzielen kann.

Bauvorhaben passt nicht in die vorhandene Siedlungsstruktur

Das scheint derzeit bei einem Grundstück an der Ecke Bayernstraße/Eickelscheidt der Fall zu sein. Eine Planungsgesellschaft hat im Technischen Rathaus eine Bauvoranfrage eingereicht: Sie will dort ein Mehrfamilienhaus mit zwölf Wohneinheiten, acht Garagen und sechs Stellplätzen errichten. Als Firsthöhe hat man rund 14 Meter vorgesehen. Das ist dem Planungsamt dann doch zuviel des Guten. In besten Behördendeutsch heißt es dazu: "Diese Planung gefährdet die vorhandene Siedlungsstruktur und die angestrebte städtebauliche Ordnung sowohl in ihrer baulichen Ausdrucksform als auch durch die angestrebte Verdichtung, bei der der Gartenraum dann fast nur noch die nötigen Abstandsflächen beinhaltet." Im Klartext: Ein solcher Wohnklotz passt nicht in diese Gegend, statt großzügiger Grünflächen wird alles zugebaut. "Von der Dimension her ist das geplante Gebäude von erheblicher Bedeutung für das Viertel", erläutert Baudezernent Ulf-Roman Netzel. Planungsrechtlich gilt das Gebiet als "unbeplanter Innenbereich", eine verbindliche Bauleitplanung existiert nicht. Das soll sich jetzt ändern. In einer aktuelle Drucksache sollen die politischen Gremien die Aufstellung eines Bebauungsplanes beschließen. Er soll sich auf das Gebiet zwischen Bahnhofstraße, Bayernstraße, Eickelscheidt und Sachsenstraße beziehen. Wegen besonderer Dringlichkeit wurde die Vorlage am Dienstag Nachmittag bereits im Bezirksausschuss Hösel und Stadtentwicklungsausschuss beraten. Mit dem Bebauungsplan bekäme man ein Instrument in die Hand, das Bauvorhaben in der geplanten Weise zu verhindern. "Ich will nicht, dass es anschließend heißt: Das haben wir nicht gewusst", so Netzel weiter. Der Dezernent räumt ein, dass einige Ecken "höher verdichtet" werden könnten, die städtebauliche Siedlungsstruktur dürfe insgesamt aber nicht gefährdet werden.

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