Statistik: Landkarte der Schulden

Ein Wirtschaftsdienst hat recherchiert, wo im Kreis Mettmann die Schuldenberge der Bürger besonders hoch sind.

Kreis Mettmann. Hans S. hatte sich das nie vorstellen können. Aber nach der Scheidung von seiner Frau überschlugen sich die Ereignisse. Der alleinerziehende Vater zweier Kinder aus Velbert musste seinen Beruf als Autolackierer wegen einer Allergie aufgeben.

Danach machte er sich selbstständig, nahm einen Kredit auf, scheiterte aber mit seinem Vorhaben. Hinzu kam, dass er viel im Internet gekauft hatte und seine Kinder mehrmals ohne gültigen Fahrschein mit Bus und Bahn gefahren waren. Resultat: 48000 Euro Schulden bei 23 Gläubigern.

Hans S. ist kein Einzelfall. 40000 Menschen im Kreis Mettmann, die älter als 18 Jahre sind, werden als "überschuldet" eingestuft. Nachdem ihre Zahl zwei Jahre lang rückläufig war, ist sie jetzt wieder gestiegen - um 1400. Alle zusammen haben einen Schuldenberg in Höhe von etwa 1,3 Milliarden Euro aufgetürmt - im Schnitt 32000 Euro pro Kopf.

Das hat die Wirtschaftsauskunft Creditreform festgestellt, die für die Großregion Düsseldorf einen Schuldner-Atlas erstellt hat. Bedenklich ist dabei der Trend, dass der Anteil der besonders hoch verschuldeten Menschen stärker steigt als der mit geringeren Verbindlichkeiten.

Überschuldung darf dabei nicht verwechselt werden mit "normalen" Schulden, etwa durch einen Kredit fürs Eigenheim, Auto oder für Möbel. Überschuldung heißt, dass der Schuldner in absehbarer Zeit seine Verpflichtungen nicht begleichen kann, weil er mehr zurückzahlen muss, als er einnimmt.

Im Kreis Mettmann bietet sich bei den Schuldner-Quoten ein gemischtes Bild. So reicht der Anteil der Überschuldeten an der Bevölkerung von 7,5 Prozent in Ratingen und Mettmann, acht Prozent in Langenfeld, rund neun Prozent in Erkrath, Haan und Hilden über zehn Prozent in Wülfrath und elf Prozent in Monheim und Heiligenhaus. Mit 13 Prozent bildet Velbert das Schlusslicht.

Diese Zahlen sind Durchschnittswerte. Innerhalb der einzelnen Stadtgrenzen gibt es zum Teil beachtliche Unterschiede bei der Überschuldung - je nach Stadtteil. Kreisweit am besten wirtschaften können offenbar die Menschen in der kleinen Siedlung Obschwarzbach zwischen Mettmann und Wülfrath.

Dort beträgt die Schuldner-Quote 3,9Prozent. Schlusslichter sind die Velberter Problemstadtteile Birth (17,9 Prozent) und Kostenberg (18,4 Prozent), aber auch das ländliche Nord-Erbach in Wülfrath (19,4Prozent).

Ein Blick auf die "Top Ten" zeigt zugleich, dass die Stadtteile mit den geringsten Schuldner-Quoten auch als die am besten situierten gelten: Homberg, Hösel, Eggerscheidt und Ost in Ratingen, Metzkausen in Mettmann, Langenhorst in Velbert, Isenbügel in Heiligenhaus und Berghausen in Langenfeld.

Die "Flop Ten" stehen im Ruf, "schwierige Viertel" zu sein: Dazu zählen die Mettmanner Innenstadt, Monheim, Ratingen West, Erkrath Sandheide sowie Bonsfeld, Birth und Kostenberg in Velbert.

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