Museum zeigt wieder Heimat

Die Dauerausstellung präsentiert Exponate Ratinger Historie seit 1276

Ratingen. Die Zeugnisse der Ratinger Stadtgeschichte lagen jahrelang im Archiv des Museums. Doch nun präsentieren sie sich sehr ästhetisch und zum Teil multimedial aufbereitet im Museum Ratingen. Das verzichtet mittlerweile auf den Zusatz „Heimat“. Die Ausstellung tut das nicht. Sie startet mit dem 11. Dezember 1276, als Graf Adolf V. von Berg dem Gemeinwesen Stadtrechte verlieh und damit das nördliche bergische Gebiet sicherte.

Im Gegenzug für die damit verbundenen Privilegien wie Zoll- und Steuerfreiheit, Monopole auf das Mahlen von Korn und die Herstellung von Grüt, einem damals zur Bierherstellung benötigten Kräuter- und Würzstoff, baute die Stadt die mächtige Mauer mit Verteidigungstürmen und bis zu acht Meter breiten Wassergräben.

Museums-Chefin Alexandra König und ihr Mitarbeiter-Stab haben eine didaktisch kluge und dazu dezente Präsentation zusammengestellt, die inhaltlich von einem zum nächsten Höhepunkt führt. Noch gibt es keine Begleit-Broschüre, aber einen „Multimedia-Tisch“, subventioniert vom Landschaftsverband Rheinland und vor allem von der Sparkasse. Man kann dort den Touchscreen drücken und bekommt per aufploppendem Fenster einen Standort nahegebracht.

Ältere Ratinger werden vielleicht nach dem kariert bezogenen Familienbett für eher kleinwüchsige Ratinger fragen, zu dem früher die Schulklassen kichernd pilgerten. Also: Dieses Bett kennen nun alle — es wird derzeit nicht mehr ausgestellt. Aber viele andere Exponate, in geschickte Zusammenhänge gefügt, geben die bunte Geschichte wieder. Wer wusste von der Herde wilder Pferde, die einmal im Jahr zusammengetrieben und zum Verkauf aussortiert wurde (im nördlichen Waldgebiet), wer wusste, dass aus den umfangreichen zusammengetragenen Behandlungsbeschreibungen des 18. Jahrhunderts später Ross-Arzneibücher entstanden? Wem ist es gegenwärtig, dass Anger und andere Gewässer den Schmiede- und Schleifhandwerkern zupass kamen? Dass Pestilenz die Bevölkerung minimierte und Horden von Soldaten in der Garnisonsstadt das Stadtsäckel schröpften?

Daneben gab es wohltätigen Bürgersinn, vor allem in Gestalt der Schützen (dinglich vertreten durch das Schützensilber) und fröhliche Gesellinnen und Gesellen — die Karnevalisten. Auch die nicht ganz unbekannten Bauwerke, die sakralen für jedermanns Gott, die bürgerlichen wie Mauern, Häuser, Tore und Türme sind zu sehen. Einen ledernen Handball kann man betrachten, Sportler in fest geschlossenen Reihen und Hakenkreuz-Fahnen. Nicht zu vergessen: Arbeiterführer Ferdinand Lassalle und seine Fahne von 1848.

Dafür wurden im Obergeschoss neue Wände gezogen, Vitrinen eingerichtet und Nischen geschaffen. Sie geben einer Ansammlung liebevoll zusammen getragener Dinge eine neue Heimat.

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