Mettmann: Akten junger Straftäter stapeln sich auf dem Schreibtisch

Obwohl die Zahl der Strafdelikte rückläufig ist, gibt es in Mettmann viele junge Straftäter. Oft mangelt es an guter Erziehung und Prävention.

Mettmann. Die Zahl der Straftaten von Kindern und Jugendlichen ist im vergangenen Jahr in Mettmann deutlich zurückgegangen. Während vor zwei Jahren 460 Straftaten registriert wurden, sank die Zahl im vergangenen Jahr auf 364 Delikte. Dennoch sieht Dirk Wermelskirchen, der bei der Stadt für die Jugendhilfe im Strafverfahren zuständig ist, keinen Grund zur Euphorie.

Dass die Straftaten in den vergangenen Jahren permanent gesunken sind, liegt laut Wermelskirchen zum einen am demographischen Wandel. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen sinkt von Jahr zu Jahr. Wermelskirchen: "Dadurch brechen natürlich die Zahlen bei den Straftaten weg." Zum anderen "haben wir keine interessante Innenstadt", sagt Wermelskirchen. Seitdem es Hertie nicht mehr gebe, sei die Möglichkeit für die jungen Straftäter deutlich gesunken. Wermelskirchen: "Dort hatten wir früher jedes Jahr zwischen 30 bis 40 Diebstähle durch Kinder und Jugendliche."

11,7 Prozent der insgesamt 2877 Jugendlichen und Heranwachsenden zwischen 14 und 20 Jahren sind im vergangenen Jahr straffällig geworden. Von ihnen hatten 31 Prozent einen Migrationshintergrund. Diebstahl, Körperverletzung, Drogen sowie Verkehrsvergehen waren die häufigsten Delikte, die von insgesamt 287 Straftätern begangenen wurden - darunter 217 Ersttäter.

Der jüngste Straftäter war im vergangenen Jahr ein fünf Jahre alter Junge, der wegen Alkoholmissbrauch und Diebstahl auffällig wurde. Wermelskirchen: "Als ich das Geburtsdatum gelesen habe, habe ich bei der Polizei nachgefragt, ob sie sich verschrieben haben."

Um die Ersttäter macht sich der Pädagoge weniger Sorgen. Das wächst sich meistens wieder raus", sagt er. Umso besorgter ist er um die Mehrfach- und Intensivtäter, die bei ihm immer wieder auflaufen. Sie leben ohne Zukunftsperspektiven in den Tag, gehen nicht mehr zur Schule, nehmen Drogen und werden straffällig. Häufig sind die Eltern dieser Kinder mit der Erziehung überfordert oder resigniert. Wermelskirchen: "In der heutigen Zeit bleibt Eltern wenig Zeit für Kinder. Und die Multiprobleme in Familien nehmen weiter zu."

Die Folgen sind dramatisch: Kinder vereinsamen und verwahrlosen. Deshalb fordert er eine Präventionsarbeit, die in Schulen ansetzen soll. Überforderten Eltern müsse Hilfe angeboten werden.

Im kreisweiten Vergleich sei die Zahl straffälliger Jugendlicher in Mettmann trotz sinkender Zahlen immer noch hoch. Deshalb sei es wichtig, dass erzieherische Angebote und präventive Maßnahmen ausgebaut werden, sagt Wermelskirchen. Zudem müsse seiner Meinung nach das Freizeitangebot für Jugendliche verbessert werden. "Ich höre immer wieder, dass sie nicht wissen, wo sie hingehen sollen."

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