Haaner Kirmes: Arbeitsplatz in luftiger Höhe

Die Schausteller rüsten sich für das große Volksfest in der Haaner Innenstadt.

Haan. Schwere Lastwagen schieben sich im Schritttempo über die Kaiserstraße. Es riecht nach Diesel. Immer wieder stockt es, die Fahrer müssen den Rückwärtsgang einlegen. Das Wenden ist nicht einfach, wenn die sonst zweispurige Fahrbahn von Imbisswagen, Fahrgeschäften und Verkaufsständen gesäumt wird.

Dann muss der stellvertretende Ordnungsamtsleiter und Kirmesorganisator Rainer Skroblies laut werden. "Das ist sonst nicht meine Art", sagt er. Wenn sich die Schausteller nicht an ihre von der Stadt vorgegebenen Aufbauzeiten halten und früher kommen, wird es schon mal eng.

Dass der Aufbau einer Straßenkirmes Millimeterarbeit ist, hat auch Joep Hoefnagels erfahren. Der 39 Jahre alte Schausteller aus den Niederlanden ist zum ersten Mal in Haan dabei. Verteilt auf fünf Lastwagen hat er seinen "Booster Maxxx" mitgebracht. Um diesen auf dem Rathausparkplatz zu platzieren, haben er und seine vier Mitarbeiter am Mittwochabend zweieinhalb Stunden die Fahrzeuge rangiert.

Zwei Tage braucht es, um das 55 Meter hohe Fahrgeschäft mit den zwei Gondeln, die sich bis zu 100 Stundenkilometer schnell bewegen, aufzubauen. "Aber das geht alles hydraulisch", sagt Hoefnagels. "Das Fahrgeschäft ist so konstruiert, dass es wenig Personal braucht." Dafür brauche es aber viel Strom - immerhin schmücken bis zu 25 000 Glühbirnen das Fahrgeschäft (Baujahr 2009). Drei Minuten dauert die Fahrt im "Booster Maxxx". "Wer einmal drin saß, steigt immer wieder ein", sagt Hoefnagels.

Ein alter Hase auf der Haaner Kirmes ist Thomas Schneider, Schausteller in der fünften Generation. Sein Unternehmen, die Bruch-Schneider GmbH aus Düsseldorf, kommt seit 50 Jahren mit dem Riesenrad in die Stadt - und Schneider schwärmt für die Innenstadtkirmes. "Das Fest hält sich trotz des großen Freizeitwettbewerbs", sagt er. "Es hat ein besonderes Flair."

Zwei Tage Aufbauzeit brauchen er und seine acht Mitarbeiter, bis das "Wonder Wheel" vor der Stadtbücherei auf dem Neuen Markt zur vier Minuten langen Fahrt einlädt. Mit Hilfe von Seilwinden werden die großen Elemente in die Höhe gezogen, über Gurte gesicherte Männer montieren sie dort zusammen. "Das Riesenrad gehört mit der Achterbahn zur Königsklasse auf dem Volksfest", sagt Schneider. "Das ist ein Dauerbrenner, ein Klassiker." Sein Riesenrad ist eines der modernsten Europas: Die Gondeln drehen sich mechanisch.

Auch Marion und Ewald Müller sind fleißig. Seit 7.30 Uhr bauen sie ihren Stand "Wilhelm Tell" vor dem Schlecker-Markt auf. Wie das Riesenrad gehört ihr Stand schon zum festen Kirmes-Inventar. "Wir kommen seit 25 Jahren", sagt Ewald Müller: "Wir sind gerne hier, das Publikum ist nett, wir haben inzwischen viele Stammkunden."

Mit der Armbrust schießen die Besucher einen Plastipfeil auf einen Apfel ab. "Bei uns kann man die Geschichte von Wilhelm Tell nacherleben", sagt Marion Müller. Sie freut sich vor allem auf die kleinen Besucher. "Wir möchten, dass die Kinder gewinnen", sagt sie - und nimmt sich dafür Zeit. "Wir erklären ihnen, dass sie über den Apfel zielen müssen, denn so ein Pfeil fliegt in einem Bogen."

Doch noch ist es nicht soweit. An den meisten Ständen wird auch am Freitag noch geschraubt, montiert und kontrolliert. Allerdings viel gelassener und entspannter, seitdem die B 228 schon ab Donnerstagmorgen für den Verkehr gesperrt ist. Skroblies: "Das hat eine wahnsinnige Entzerrung gebracht."

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