Lions Club Haan: Mächtig, urtümlich, faszinierend

„Schwarzmeer Kosaken“ überzeugten ihre Zuhörer.

Haan. Jahrhundertelang brachten die wilden Reitervölker des Ostens, von den Tataren bis zu den Mongolen, Leid und Schrecken in den Westen. Zum Glück hat sich dieses Bild grundlegend gewandelt. Heute sind es vor allem die Kosaken, die in regelmäßigen Abständen in Haan anzutreffen sind. Dann allerdings nicht als Krieger, sondern als Sänger, die mit mächtigen und urtümlichen Stimmen faszinieren.

Allerdings blieben beim Auftritt der "St. Petersburger Kosaken" vor anderthalb Jahren doch zahlreiche Plätze leer - zu eng folgten in dieser Zeit die Chorkonzerte aufeinander. Trotzdem wartete der Lions Club Haan bei seinem diesjährigen Wohltätigkeitskonzert mit einem russischen Chor auf. Diesmal waren die "Schwarzmeer Kosaken" zu Gast, die seit 1993 unter der Gesamtleitung des Schlagersängers Peter Orloff stehen.

Am Sonntag war die evangelische Kirche fast bis auf den letzten Platz belegt, und der Abend endete mit Jubelstürmen. Wer sich noch an die Petersburger Sänger erinnert, dem dürften einige grundlegende Unterschiede aufgefallen sein. Die Schwarzmeer Kosaken kultivieren nämlich nicht jenen glockenartigen Ton, der auch an den leisesten Stellen noch frei schwingt. Ihr piano hat etwas hauchiges, während die lauten (und sehr lauten) Passagen mit enormen Druck und explosiver Gewalt gesungen werden. Auch im Gesamtklang verfolgen die Sänger um Orloff eine andere Konzeption, denn bei ihnen zählt nicht die Homogenität, sondern die Einzelstimme.

Im ersten Teil sang der Chor liturgische Kompositionen, darunter auch eine Vertonung des "Vater unsers". An dieser Stelle bat Orloff (der stets unbewegt, breitbeinig und mit ausgestreckter Hand moderierte) alle Zuhörer aufzustehen und nicht zu applaudieren. Dafür toste der Beifall umso stärker im zweiten Teil, der den beliebtesten russischen Volksliedern und den Solo-Qualitäten der Sänger gewidmet war.

Mit seinen Solisten konnte auch der Meerscheider Männergesangverein unter der Leitung von Ralf Leßenich überzeugen. Die Meerscheider sind bereits mehrfach mit den Kosaken aufgetreten, denn Orloff verbrachte in Solingen seine Schulzeit. Der MGV widerspricht allen Vorurteilen, die man gegenüber Männerchören haben mag, denn er besticht gerade durch seinen leichten, ja zarten Klang und den gesanglichen Vortrag.

Aus Haan hatte der Gospelchor der evangelischen Kirchengemeinde ein Heimspiel, der das Konzert abwechslungsreich ergänzte. Kathrin Biermann leitet ihn seit einem Jahr und lässt bereits deutlich ihre Handschrift erkennen.

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