Aufräumen nach Randale bei Deutschlandspiel

Nach Deutschlandspielen traten Jugendliche laut Zeugen gegen Autos, riefen Naziparolen und verwüsteten Terrassen.

Langenfeld. Naziparolen, eingetretene Autos, gezündete Bengalos und Handgreiflichkeiten — die Nachrichten über das Szenario in der Innenstadt nach dem Deutschland-Spiel am Samstagabend verbreiteten sich vor allem über das Internetportal Facebook. Thomas Skandalis, Vorsitzender des Integrationsrats, sah einige der Vorfälle mit eigenen Augen: „Die Lage ist bedenklich in Langenfeld.“

Nach dem Spiel am Samstagabend ging es los. „Das waren unglaubliche Zustände in der Innenstadt. Leute traten geparkte Autos ein, riefen Naziparolen“, sagt Skandalis. Vincenzo Oppedisano, der das Eiscafé Simonetti am Konrad-Adenauer-Platz betreibt, sah Jugendliche, die schon am Nachmittag sturzbetrunken durch die Stadt torkelten.

„Die waren 13 oder 14 Jahre alt und hatten Wodka-Flaschen in der Hand. Als sie unsere Toilette benutzen wollten, haben wir sie ihnen erst mal abgenommen“, sagt Oppedisano. Auf Facebook wiederum tauschten sich Bekannte über gezündete bengalische Feuer in der Nähe des Bistro „New Yorker“ aus.

Polizeilich aufgenommen wurde am Sonntagmorgen gegen 1.50 Uhr eine Schlägerei vor der Sparkasse an der Solinger Straße. Ein 22-jähriger Langenfelder war von einer Gruppe Jugendlicher angegriffen und schwer verletzt worden. Er erlitt einen Kieferbruch. Details weiterer Einsätze gibt die Polizei nicht bekannt. „Die Fälle in Langenfeld sind nur einige von vielen“, sagt Polizeihauptkommissar Frank Bramkamp.

Um jeden Fall ausführlich zu schildern, gebe es zu viel Randale im gesamten Kreisgebiet. Nach dem Spiel am Samstag habe es in Langenfeld neun Einsätze in einer Stunde gegeben — laut Polizei an Fußballtagen normal. Darunter fielen Ruhestörungen, Hilfegesuche (beispielsweise, wenn ein Fan nicht mehr den Weg nach Hause findet) und eben auch Körperverletzungen.

Bengalische Feuer seien grundsätzlich ein Problem. Neben Langenfeld habe es auch in Hilden und Velbert Vorfälle gegeben. „Weigert sich die Person, den Bengalo abzugeben, müssen wir durchgreifen und die Person in Gewahrsam nehmen“, sagt Bramkamp. In Langenfeld sei das jedoch nicht der Fall gewesen. Anzeigen wegen Naziparolen sind der Polizei nicht bekannt.

Auch nach dem Spiel am Mittwochabend hat es laut Zeugen Vorfälle gegeben. „Da wurden Flaschen in Eingangsbereiche von Häusern geworfen“, sagt Eiscafé-Besitzer Oppedisano. Jugendliche nahmen Tische und Stühle seiner Terrasse mit und verteilten sie auf dem Sparkassenvorplatz. „Feiern ist ja in Ordnung. Aber diese Zerstörungswut kann ich einfach nicht verstehen“, sagt er. „Und die Leute werden immer jünger.“

Der Polizei macht Oppedisano keinen Vorwurf. „Die Polizei kann nicht an jedem Ort gleichzeitig sein“, sagt er. Außerdem habe er mehrere Streifenwagen gesehen, die schließlich auch für Ruhe gesorgt hätten.

Zurzeit kann die Polizei noch keine Auskunft dazu geben, ob sie die Einsatzkräfte wegen der Vorfälle in Langenfeld beim nächsten Spiel verstärkt.

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