In jedem Fach ein Unikat

42 Läden in einem: In Bettina Fremmers Geschäft „Fachwerk“ können Kreative ihre Produkte ausstellen und verkaufen.

Haan. Der erste Eindruck im Geschäft „Fachwerk“ von Bettina Fremmer ist vor allem: bunt. Schon die Fußmatte empfängt die Kunden mit einem türkis-pinkfarbenen Muster. Und auch die Inhaberin selbst ist farbenfroh.

Ihre schulterlangen Haare leuchten in einem kräftigen Orange. Sie und ihr kleiner Laden in der Haaner Innenstadt fallen auf.

Nicht nur aufgrund der Gestaltung. Auch das Konzept ist einmalig. Bettina Fremmer vermietet Fächer an kreative Menschen, die selbst entworfene und hergestellte Produkte ausstellen und verkaufen möchten. In drei Regalen kann jeder Künstler ein quadratisches Fach mieten — die Kosten werden nach Lage berechnet.

„Fächer in Augenhöhe sind teurer, die unterste Reihe günstiger“, erklärt Fremmer. Im Schnitt fallen für jeden etwa 40 Euro Mietkosten monatlich an.

Die 50 mal 50 Zentimeter großen Fächer sind Ladenlokale im Miniaturformat: In einem mittleren Fach kann der Kunde Taschen aus Filz kaufen, im zweiten werden Hundehalsbänder angeboten, das Nachbarquadrat bietet Kissen mit Monogramm, nebenan liegen Ketten und Armbänder auf dem Regalboden.

Die einzige Gemeinsamkeit der Produkte: „Sie sind alle selbst gemacht“, sagt Fremmer. Das ist die Voraussetzung, um sich in ihrem Laden einen Platz zu sichern.

Vor dem Schritt in die Selbstständigkeit war Bettina Fremmer selbst Mieterin eines Faches in Düsseldorf. Dort stellte sie ihre Strickwaren und Wollkleidung aus. „Ich fand die Idee so toll, dass ich sie nach Haan bringen wollte.“ Die 43-Jährige lebte schon in Spanien, Solingen und Wuppertal — ihr eigenes Geschäft wollte sie aber in ihrer Heimatstadt eröffnen.

Sie verliebte sich sofort in das helle Ladenlokal im Ärztehaus und feierte dort im Februar Einweihung. Ihre ersten Fachmieter musste sie sich noch im Internet und auf Handarbeitsmärkten zusammensuchen. „Mittlerweile ist das Geschäft ein Selbstläufer“, sagt die gelernte Maskenbildnerin. Nur noch wenige der 55 Fächer sind frei.

Wer seine Produkte im „Fachwerk“ verkaufen möchte, kann seine Ausstellungsfläche ganz individuell gestalten. So bettet eine Künstlerin ihre Schmuckstücke auf Sand, eine andere hat Reis in ihrem Fach als Untergrund ausgestreut. Neben Regalfächern können auch Kleiderstangen und Tische gemietet werden.

„Manche Stücke eignen sich nicht zum Legen, sondern müssen hängen oder benötigen mehr Platz“, erzählt Fremmer. Die Mieter kommen aus Haan, Solingen, Wuppertal, Velbert, zwei sogar aus Hamburg und München. 42 Kreative stellen zurzeit ihre Waren aus.

„Es gibt unzählige Menschen, die gerne basteln, handwerken oder malen. Warum sollen die schönen Stücke zu Hause versauern? Ich biete ihnen eine Plattform.“ Die vor allem Frauen nutzen. Nur ein Mann hat ein Fach gemietet. Welches, das erkennt man auf den ersten Blick: Ohne Schnickschnack, ganz schlicht stehen drei Holzständer für Stifte in der Mitte des Regals.

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