Naturschützer in Erkrath Mit Unterhosen wird der Boden erforscht

Erkrath · Das Naturschutzzentrum Bruchhausen startet heute zum zweiten Mal ein Langzeitprojekt. Dabei geht es um die Gesundheit des Bodens.

 Am Zersetzungsgrad der Unterhose erkennen Experten die Qualität des Bodens.

Am Zersetzungsgrad der Unterhose erkennen Experten die Qualität des Bodens.

Foto: Naturschutzzentrum Bruchhausen

 „Beweisstück Unterhose“ ist als Überschrift geeignet, zielgenau in die Irre zu führen. Und wenn sich Menschen am Donnerstag um 17 Uhr am Naturschutzzentrum Bruchhausen versammeln, um Bio-Unterhosen zu verbuddeln, macht das die Angelegenheit scheinbar nur noch schlüpfriger. Dabei lohnt es sich, an dieser Stelle weder albern noch zotig zu werden. Denn das Projekt „Fair-Graben“ geht – grenzübergreifend und mit dem Ursprung in der seriösen Schweiz – am Naturschutzzentrum Bruchhausen bereits in die zweite Runde.

Simona Grothkast, Lehrerin und Mitarbeiterin im Naturschutzzentrum, erläutert das, was passieren wird, so: „Wie schon im letzten Jahr werden wir wieder Biobaumwollunterhosen vergraben und beobachten, auf welche Art und Weise sie in verschiedenen Böden von Bodenlebewesen zersetzt werden.“

Durch den Zustand der zunächst verbuddelten und dann wieder zu Tage geförderten Unterhosen können Aussagen zur Gesundheit des Bodens getroffen werden. 

Eben auf diese Idee sind Forscher des Instituts für Pflanzen und Mikrobiologie der Universität Zürich und des Schweizer Agrarforschungsinstitut Agroscope gekommen. Wie so viele Wissenschaftler der Grundlagenforschung hatten sie viele Ideen, aber kaum Geld. Deshalb sollten interessierte Laien an den Forschungen über Böden beteiligt werden, „Citizen Science“ eben. Und dazu brauche es Materialien, die auf der gesamten Welt in einheitlicher Qualität verfügbar sind.

Das sind Unterhosen und Teebeutel einer bestimmten, internationalen Marke. Diese werden vergraben und zwei Monate lang im Boden belassen. Danach graben die Bürgerwissenschaftler ihre Beweisstücke wieder aus. Die Teebeutel werden gewogen. Mittlerweile gebe es einen weltweit einheitlichen „Tea Bag Index“, der ebenfalls zur Bodengüte-Bestimmung und dem Vergleich zwischen Regionen und Kontinenten eingesetzt werden kann.

Zu den für die Wissenschaft eingesetzten Unterhosen heißt es auf der Schweizer Webseite: „Abgesehen vom Bund und den Nähten bestehen unsere Test-Unterhosen zu 100 Prozent aus abbaubarer Bio-Baumwolle. Dieser Stoff kann diversen Mikroorganismen im Boden als Nahrungsgrundlage dienen. Sie fressen die Unterhose mit Heißhunger auf. Je mehr aktive Mikroorganismen im Boden leben, desto schneller und desto ganzheitlicher wird die Unterhose aufgefressen.“

Am Grad der textilen Zersetzung lässt sich bestimmen, in welchem Zustand der Boden ist.

Simona Grothkast: „Bei dem diesjährigen Projektdurchlauf arbeiten wir nicht alleine. Wir starten das Projekt gemeinsam mit anderen Institutionen, Schulen und Kitas.“ Außerdem kooperieren die Erkrather mit zwei weiteren Umweltzentren in NRW – dem Maximilianpark in Hamm und dem LIZ am Möhnesee. Insgesamt versammelt das „Beweisstück Unterhose“ 20 Einrichtungen.

Das gemeinsame Ziel sei es, die „Menschen wieder mehr für das Thema Boden zu sensibilisieren“. Was wir täglich mit unseren Füßen treten sei Grundlage für das Leben, Lebensraum, Nahrungsspender und Klimaschützer zugleich. All dies soll durch das Langzeitprogramm deutlich werden. Die durch das Vergraben von Unterhosen und Teebeuteln gewonnenen Erkenntnisse sollen allen zugänglich gemacht werden.

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