Bürgerantrag Mehr Wildblumenwiesen für Erkrath

Erkrath · Aus Rasen- und Wiesenflächen im Besitz der Stadt sollen nach und nach Wildblumenwiesen werden. Das hat ein Bürger bei der Verwaltung beantragt. Die ist begeistert und hat schon ein mögliches Vorgehen in der Sache entworfen.

 Wie hier im Sedental an der Sedentaler Straße in Hochdahl könnte es bald auf einigen städtischen Grünflächen aussehen.

Wie hier im Sedental an der Sedentaler Straße in Hochdahl könnte es bald auf einigen städtischen Grünflächen aussehen.

Foto: Stadt Erkrath

(hup) Naturschützer bemängeln seit langem, dass Wiesen noch zu häufig und teils bis auf die nackte Erde gemäht und nicht als Blumenwiesen gepflegt werden. Auch Lars Busch, der schon mehrfach Rasenflächen entlang der Schildsheider Straße in insektenfreundliche Blühstreifen verwandelte und dafür von der Stadt geehrt wurde, fände es besser, wenn städtische Rasen- und Wiesenflächen zu „extensiv geplegten Wildblumenwiesen“ würden – schrittweise, jedes Jahr um rund 20 Prozent. Die geplante Neuvergabe der städtischen Grünflächenpflege im Jahr 2023 wäre ein idealer Zeitpunkt für den Umstieg, meint Busch. Statt wie bisher in den Sommermonaten alle drei bis vier Wochen alles kurz und klein mähen zu lassen und dadurch Artenvielfalt zu unterbinden, sollte die Grünpflege auf mehr Biodiversität ausgerichtet werden – und zwar genau so konsequent wie dies bei der Nutzung erneuerbarer Energien oder der CO2-Neutralität erforderlich sei. Werden Pflanzen durch zu frühes Mähen an der Vermehrung gehindert, reduziere sich die Zahl der Insekten, besonders der Spezialisten. Das Nahrungsangebot für Kleinsäuger und Vögel sinke. Einst häufige Vertreter wie Igel und Spatzen suche man in so mancher Siedlung schon vergebens. „Durch eine extensive Bewirtschaftung gelangen wir langfristig zurück zu mehr Artenreichtum. Und Studien zeigen, dass sich die Bepflanzung maßgeblich und positiv auf das Mikroklima auswirkt“, erläutert Lars Busch. Wildblumenwiesen böten nicht nur den Vorteil, dass sich die Fläche insgesamt weniger aufheize. Tiere hätten neben dem gestiegenen Nahrungsangebot zudem die Möglichkeit, im Schatten des höheren Bewuchses Schutz vor der Sonne zu finden – und der Boden würde vor dem Austrocknen bewahrt. Tiefer gehende Wurzeln sorgten zudem für Auflockerung, so dass Regenwasser schneller ins Erdreich sickern könne. Wer nur noch ein- bis zweimal im Jahr mähen lasse, spare zudem Kosten und gewinne Zeit, um sich anderen Dingen wie Geh- und Radwegpflege zu widmen. Zu Beginn müsse, das will Lars Bush gar nicht verschweigen, allerdings investiert werden, etwa in Werkzeugbeschaffung, Ausbildung und Anlernen der Grünpfleger. Mit der Verwaltung hat Busch, noch bevor die Politk über seinen Antrag abgestimmt hat, schon zusammengesessen und ein mögliches weiteres Vorgehen besprochen. Denn die Stadt hat Feuer gefangen für die Idee und überlegt schon, welche zusammenhängenden Flächen von nennenswerter Größe durch Umstellen der Pflege und begleitende Maßnahmen zur Anreicherung der Artenvielfalt so umgestaltet werden könnten, dass „ein höherer ökologischer Wert“ erzielt werde. Um die Kosten gering zu halten, solle nach dem Prinzip „Flächen kurz mähen, durch Vertikutieren aufreißen, Kräuter-Saatgutmischung verteilen, anwalzen“ verfahren werden. Bewässerung sei nicht vorgesehen.

Außen vor bleiben sollen aber Bavierpark, Morper Park und Bayerpark sowie Rasenflächen an städtischen Objekten wie beispielsweise Schulen, Kitas, Spiel-, Sport- und Bolzplätzen. Es sollen also nicht allen Rasenflächen, die der Stadt gehören, zur Blüte gebracht werden, schon allein aus Gründen der Verkehrssicherheit. Aber der Abschied vom langgehegten Ideal des makellosen, des sogenannten englischen Rasens, dem ohnehin kaum eine öffentlich Fläche in Reinkultur entspricht, wäre damit in der städtischen Grünpflege eingeläutet.

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