Einfach so abtauchen geht nicht

Schnorcheln ist die eine Sache. Mit einer schweren Sauerstoffflasche auf dem Rücken zu tauchen, eine andere.

Kreis Mettmann. Einfach mal eben Flossen und Taucherbrille anziehen und einfach abtauchen. Was im Urlaub bestens funktionierend, trifft auf den richtigen Tauchsport nicht zu. Tauchen ist um ein Vielfaches komplexer als Schnorcheln - und zwar in vielerlei Hinsicht.

Schon am Rand des Außenbeckens im Ratinger Angerbad werden Tauchneulinge mit dem ersten Hindernis konfrontiert: der Sauerstoffflasche. Mit dem gefühlten Gewicht eines vollen Bierkastens auf dem Rücken, fällt es an Land alles andere als leicht, ohne Schwankungen voran zu kommen.

Um im Wasser von dem Gewicht nicht wie ein Stein in die Tiefe gezogen zu werden, nutzen Taucher das so genannte "Jacket". In diese Weste kann je nach Bedarf auf Knopfdruck Luft gepumpt und wieder abgelassen werden - so steigt man zur Wasseroberfläche oder man sinkt in Richtung Grund.

Gewöhnungsbedürftig ist auch das Mundstück für den Sauerstoff. Wenn man mit dem aufgepumptem Jacket wie eine Boje an der Wasseroberfläche zu treiben, ist es hilfreich, sich durch einige Probe-Züge an das Atmen durch den Schlauch zu gewöhnen.

Dann kann es eigentlich abwärts in dem fünf Meter tiefen Freibad-Becken gehen. Mit einem "Pffft" strömt Luft aus der Weste und merklich wird ihr Sitz am Oberkörper lockerer. Schnell geht es in die Tiefe. Mit jedem Meter, den es abwärts geht, wird der Druck im Kopf größer. Abhilfe ist da schnell mit dem altbekannten "Nase zu halten und Luft in die Nase pressen" geschafft, wenn einfaches Schlucken nicht hilft.

Jetzt geht es, knapp über den hellblauen Bodenkacheln schwebend, erstmal ans Orientieren. Ein Blick nach oben verrät: An der Oberfläche ziehen die Schwimmer in Ruhe ihre Bahnen. Hier unten ist das Fortbewegen allerdings nicht so einfach - zumindest solange nicht, wie man nicht die gewünschte Höhe innerhalb des Beckens erreicht hat.

Ein kurzer Druck auf den blauen Knopf pumpt Luft ins Jacket und es geht aufwärts. Um nicht unkontrolliert wie ein Gummiball nach oben zwischen die Schwimmer zu schießen, muss schnell wieder etwas Luft aus der Weste. Das war knapp. Es geht wieder abwärts.

Nach ein wenig Ausprobieren wird das Gefühl für das "Tarieren" mit dem Jacket immer besser. Mit leichtem Schlag der Schwimmflossen gleitet man völlig entspannt und schwerelos durch das Becken. Es ist still, und allein die Ruhe und Schwerelosigkeit sind diesen entspannenden Ausflug wert. Und wenn sich der eigene Körper im Wasser dann doch mal ohne eigenen Wunsch um die eigene Achse dreht, genügt leichtes Gegensteuern mit Armen und Beinen.

"Man kann wirklich einfach mal in Ruhe seine Gedanken kreisen und sich treiben lassen", sagt Hans-Peter Schulz, 1. Vorsitzender der TSG Ratingen. Der 58-Jährige taucht seit 1975 und war unter anderem schon in einem Unterwasser-Reservat in Indonesien auf Tauchgang: "Dort gab es Seepferdchen, Haie und Riesenschildkröten. Das war beeindruckend." Im Rahmen des Tauchvereins verschlägt es ihn natürlich öfter in die Gewässer des Kreisgebietes, wie den Grünen See. Auch hier gibt es viel zu entdecken. "Fische, aber auch Fahrräder, Dixie-Klos oder Autos", sagt Schulz.

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