Lintorf: Die Jugend bleibt skeptisch

Jung- und Erstwähler informierten sich in der Manege über die Wahl, die Parteien und die Kandidaten.

Lintorf. Das erste Mal zur Wahl zu gehen, das bedeutet schon etwas: Endlich auch mal ein Kreuzchen auf dem Stimmzettel machen und politisch mitentscheiden dürfen. Für viele Jugendliche ist das einfach nur "cool", wie Isabel (17) es auf den Punkt bringt. Bei der Podiumsdiskussion "D(k)eine Wahl", zu der Jugendrat und Jugendamt in die Manege eingeladen hatte, ging es aber nicht nur um reine Sachinfos für Erstwähler, sondern auch um die Themen, die der Ratinger Jugend besonders am Herzen liegen.

Zudem sollten die Jugendlichen Gelegenheit bekommen, vor der Kommunalwahl die Positionen der Parteien und die vier Bürgermeisterkandidaten kennenzulernen. Mit auf dem Podium waren Susanne Stocks (Grüne) und Tim-Eric Jope (FDP). Eins-Live-Moderator Andreas Volmert hatte die Fragen gebündelt und den Politikern gestellt.

Viele Erstwähler sind unsicher, wen sie wählen sollen und entscheiden sich dann doch für den, der am besten aussieht oder den die Eltern mögen. Und so traute sich in der voll besetzten Manege anfang niemand, den Finger für eine Frage zu heben. Gegen Ende prasselten dafür die Fragen umso mehr. "Nach diesem Abend weiß ich erst einmal viel mehr über das ganze System. Und wer sich wirklich für Ratingen einsetzt und wer eigentlich nicht so viel Ahnung hat, was hier so passiert", sagt Maren (17) am Ende der zweieinhalbstündigen Veranstaltung. "Viel informativer als Unterricht", fügt ihre Freundin Sara Leman (17) hinzu.

Auch Fabian und Jonas (beide 17) wollen endlich mitentscheiden, hatten sich vorher schon ein bisschen im Internet informiert. "Man hat natürlich schon im Kopf, was man all die Jahre von seinen Eltern mitbekommt, aber nach diesem Abend hat sich das doch verändert. Ich will ja wählen, was für mich wichtig ist und nicht das, was sie sich wünschen", erzählt Jonas.

Hauptthema war - wen wundert’s - die fehlende Disko. Zur Enttäuschung mancher gab es dazu von der Politik keine Neuigkeiten. Und Absichtserklärungen ("wir bleiben an dem Thema dran") überzeugten niemanden richtig. Andere Themen, die die Jugend umtreiben, betrafen Umweltschutz, der Einsatz der "Moskito"-Geräte oder schlechte Verbindungen am Abend im Nahverkehr, aber auch dreckige Schultoiletten und kaputte Sportgeräte. So richtig angekommen sind die Politiker mit ihren Antworten bei der Jugend nicht ("Wir kümmern uns...").

Vivian Dutkiewiez (19) hat ihre erste Wahl schon hinter sich. Zur Europawahl durfte sie erstmals an die Wahlurne und wird am Sonntag wieder gehen. Hören wollte sie von den Politikern jetzt weniger große Versprechungen. Viel sympathischer findet sie die Politiker, die auch mal hinter die Kulissen schauen lassen und erklären, dass Politik nicht ganz so leicht ist.

"Erstwähler sind manipulierbar", findet Tim (17) vom Jugendrat. "Es hängt viel von der Stimmung im Raum ab." Trotzdem denkt er, dass viele Jugendliche sich jetzt sicherer fühlen. Fabian will wählen gehen. "Dann kann man später nicht meckern, man hat ja schließlich mitgemacht."

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