Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt mit der Straßenbahn

Acht Frauen werden zu Fahrerinnen ausgebildet — ein Projekt von Jobcenter, Arbeitsagentur und den Stadtwerken.

Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt mit der Straßenbahn
Foto: DJ

Krefeld. Selma Kirdanoglu-Küres ist 38 Jahre alt und dreifache Mutter. Die frühere Mitarbeiterin des türkischen Fernsehens wollte zurück ins Berufsleben und erfuhr von einem neuen Projekt von Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadtwerken.

Gedacht ist es vor allem für Frauen, die nach der Familienphase in Teilzeit (wieder) ins Berufsleben einsteigen wollen — als Straßenbahnfahrerin der SWK-Mobil. Es gab 100 Interessierte und 40 Bewerbungen. Nach dem Auswahlverfahren mit Test, Vorstellungsgespräch und Fahrprobe blieben acht übrig. Selma Kirdanoglu-Küres ist eine von ihnen und beginnt am Montag die sechsmonatige Ausbildung zur Straßenbahnfahrerin. Sie sagt: „Hier bin ich richtig.“

180 Fahrer hat die SWK-Mobil, 46 von ihnen und damit 25 Prozent sind weiblich. Das können noch mehr werden: „Mit Blick auf die demografische Entwicklung muss die Vereinbarkeit von Beruf und Familie künftig noch stärker ausgeprägt werden. Um Schlüsselpositionen bei den Stadtwerken zu sichern, führt an Frauen kein Weg vorbei“, sagt SWK-Pressesprecherin Dorothee Winkmann.

Ingo Zielonkowsky, Leiter der Arbeitsagentur Krefeld, und Franz-Josef Schmitz vom Jobcenter zum Projekt: „Unternehmen erhöhen ihre Besetzungschancen, wenn sie alte Strukturen aufbrechen und bei der Personalstrategie Neues zulassen. Stichworte: flexible Arbeitszeiten, Kinderbetreuung und Home-Office. Solch ein Projekt wie das mit den SWK gibt Frauen nicht nur eine Chance für den Wiedereinstieg. Die Unternehmen bekommen hochmotivierte und engagierte Mitarbeiterinnen.“

Burkhardt Papprott ist Prokurist und Leiter der Personalabteilung bei den SWK. Er kennt eine Prognos-Studie, nach der im Jahr 2030 in Deutschland fünf Millionen Erwerbsfähige fehlen werden. „Und auch im Hinblick auf den drohenden Fachkräftemangel ist die stärkere Beschäftigung von Frauen eine von mehreren Lösungen, dem entgegenzuwirken.“

Dorothee Winkmann weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es neben der sechsmonatigen Ausbildung für Wiedereinsteigerinnen auch seit ein paar Jahren die Berufsausbildung zur Fachkraft im Fahrdienst gibt. Die geht über die Tätigkeit als Fahrerin hinaus. Und im Hinblick auf die künftige Beschäftigung von weiblichen Mitarbeitern erinnert sie daran, dass die Stadtwerke auch in anderen Berufsfeldern ausbilden: zum Beispiel zum Kfz-Mechatroniker, Fachrichtung Nutzfahrzeugtechnik, oder zur Fachkraft für Rohr-, Kanal- und Industrieservice. Ihr Appell: „Mädels, kümmert euch auch um solche Berufe.“

Die acht neuen Fahrerinnen werden nach der Ausbildung zunächst mit 20 Wochenstunden eingestellt. Kurz danach, sagt Papprott, werden einige ältere Fahrer in den Ruhestand gehen — fließender Wechsel. Zielonkowsky nennt die frühzeitige Nachwuchsausbildung der SWK deshalb vorbildlich: „Das machen leider nicht alle Unternehmen so. Sie sollten sich öfters fragen: ,Was passiert in vier bis fünf Jahren mit meiner Belegschaft?’“

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