Die Kleuters sind der Fels in der Brandung

Anita und Willi Hermanns sind stolz auf ihre Nachbarn.

Verberg. Gestritten? Annemie Kleuters klopft demonstrativ auf den Holztisch vor sich. "Das haben wir noch nie." Wäre ja noch schöner. Annemie, ihr Mann Manfred, Anita und Willi Hermanns - das ist noch eine Nachbarschaft, wie sie im Buche steht.

"Man kann sich einfach aufeinander verlassen", fasst Anita das Leben Tür an Tür am Heidedyk zusammen. Annemie lacht. "Vielleicht sollten wir mal zusammen in den Urlaub fahren, vielleicht streiten wir dann." Anita schüttelt nur den Kopf. "Ach nee, das würde nicht passieren."

Der Plausch über den Zaun, das Winken durchs Fenster, wenn man den anderen sieht, der Schlüsseldienst während des Urlaubs - das gehört einfach dazu. Seit Jahren sammeln die Männer zusammen für Sankt Martin. Gemeinsam ging’s für die Paare auch schon mal zur Karnevalssitzung oder zum Mundartabend.

"Außerdem hilft man sich bei der Gartenarbeit oder spielt den Fahrdienst, wenn die anderen mal irgendwo länger auf einer Feier sind." In Großstädten würde es so etwas immer weniger geben. "Aber wir gaben das auch an unsere Tochter weiter", betont Anita. Marion Lepski, die gerade mit den Enkeltöchtern Carina (12) und Pia (10) zu Besuch ist, kann das nur bestätigen. "Ich finde das auch schön und wichtig." Auch wenn man ja nicht aufeinander "glucken" müsste.

Nein, soweit muss die Nachbarschaft dann auch nicht reichen. Am Heidedyk kenne man sich natürlich untereinander, sagt Willi Hermanns. "Aber es gibt auch Nachbarn, die sich lieber zurückziehen. Das ist aber nicht schlimm." Früher sei das anders gewesen, erinnert sich der 71-jährige "Ur-Verberger", der nur ein Haus weiter geboren wurde. Früher, da gab es noch richtige Nachbarschaftsstatuten mit strengen Regeln.

"Etwa, wenn jemand gestorben war. Dann mussten die Männer die Sargträger machen. Und wenn einer nicht konnte, musste er dringend für Ersatz sorgen", erzählt Willi Hermann. Jetzt würde alles lockerer gesehen. Eine Nachbarschaftskasse gibt’s aber immer noch. "Die wird von einem Nachbarn verwaltet." Und wenn zum Beispiel einer im Krankenhaus liegt, wird der Besuch organisiert.

Seit 1997 wohnen die beiden Paare jetzt nebeneinander. Willi Hermanns und Annemie Kleuters kennen sich aber bereits seit der Kindheit. "Auch wenn ich zwischendurch woanders wohnte, war ich doch eigentlich nie weg", sagt die 67-Jährige, die regelmäßig ihre Eltern besucht hat - und dann mit ihrem Mann nebenan gebaut hat.

Eigentlich bedauern die Vier nur eins derzeit: das schlechte Wetter. "Da sieht man sich so selten im Garten." Einen Grund, sich zu treffen, gibt’s aber immer. "Und wenn man einfach nur mal so ’rübergeht." Wie Carina und Pia, die, wenn sie die Großeltern besuchen, auch immer bei Kleuters’ vorbeischauen. "Und nicht nur, weil es da immer etwas Süßes gibt."

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