Siempelkamp: Erweiterung auf dem Prüfstand

Siempelkamp will die Gießerei vergrößern – am Donnerstag begann die Erörterung im Raphaelsheim.

Krefeld-Inrath. Im Raphaelsheim, Hülser Straße 471, nur einen Steinwurf vom "Tatort" Siempelkamp entfernt, beginnt am Donnerstag die öffentliche Erörterung zur geplanten Erweiterung für die Gießerei. Rund 15 Anwohner besuchen die hochrangig besetzte Veranstaltung. Für das Publikum sind insgesamt rund 40 Plätze reserviert, viele blieben frei.

An der Fensterseite sitzen die Experten für Luft- und Lärmbelastung unter anderem von der Universität Dresden und vier Vertreter von Siempelkamp. Es sind die beiden Geschäftsführer Stefan Mettler und Michael Szukala, der Prokurist Hartmut Meese sowie der Umweltbeauftragte Markus Hennes.

Die Front bildet die Tagungsleitung der Bezirksregierung unter Federführung von Anett Voth-Schönherr. Letztere führt souverän durch die strittigen Sachthemen. Ihre Bilanz nach dem ersten Abschnitt: "Es wurden die ausführlichen Einwendungen in einer offenen Gesprächskultur erörtert."

Den Sachverständigen gegenüber sitzen Vertreter der Stadt Krefeld und des Landesumweltamtes. Klaus Holter, Sprecher der Anlieger, ist "eher pessimistisch als optimistisch", was den Verlauf bzw. Ergebnisse angeht. "Großartig ändern wird sich an der Planung kaum etwas", meint Holter. "Unsere Bedenken kann uns aber keiner nehmen." Die Befürchtung, "zugebaut" zu werden, bestehe auch weiterhin. Für den dritten Bauabschnitt sei eine gut 20 Meter hohe Halle geplant. "Damit kann keiner hier glücklich sein", sagt Holter.

Bürgervereinsvorsitzender Rolf Hirschegger mahnt in der Anhörung vor allem die Verkehrsbelastung an, die sich mit dem Ausbau noch erhöhen werde. Nachdem die Bezirksregierung einer Lösung der Siempelkamp-Anbindung an die Venloer Straße bzw. B 9 zugestimmt habe, "muss die Stadt das jetzt zügig planrechtlich umsetzen", sagte er.

Für Siempelkamp stellte dazu Hartmut Meese fest: "Wir hoffen das auch. Wir wissen, dass damit hohe Kosten auch auf uns zukommen. Siempelkamp ist dazu bereit." Im Gespräch mit der WZ stellt Hirschegger fest: "In der Firma werden keine Gummibärchen produziert sondern tonnenschwere Gießereiprodukte."

Das Raphaelsheim, das früher zum Kapuzinerkloster gehörte, war bereits 2007 Austragungsort einer öffentlichen Anhörung. Damals wurden 26 eingegangenen Einwände gegen die Erweiterungspläne aufgerufen und von Vertretern der Behörde und des Unternehmens erklärt. Bei der aktuellen Anhörung sind es nur noch acht schriftliche Einwendungen, die von 18 Anwohnern vorgebracht werden.

Günter Drieskes wohnt Am Kapuzinerkloster. Er klagt über die Staubbelastung, die bei einem Ausbau wohl kaum geringer ausfallen werde. Drieskes: "Schon jetzt kann man manchmal nicht mehr sehen, ob der Nachbar die Gardinen auf- oder zugezogen hat."

Der Diplom-Meteorologe Hartmann vom Umweltinstitut ANECO (Mönchengladbach) kann das nicht recht entkräften: "Wissen tu ich’s auch nicht, aber prognostizieren, dass sich für die Anlieger die Situation der Luft mit dem Ausbau verbessert."

Vor gut zwei Jahren hatte die Bezirksregierung festgestellt, dass der Gesamtantrag für das dreistufige Projekt so nicht genehmigungsfähig ist - das Unternehmen musste daraufhin nachbessern. Der dreistufige Ausbau sieht eine Anhebung der Gießerei-Kapazität von 77.000 auf 120.000 Tonnen Eisenguss vor. Zur Debatte steht dabei eine 55-Millionen-Investition.

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