Neue Enttäuschung um Burg Linn

Bei den ganz dringenden Arbeiten schafft das Konjunkturpaket keine Abhilfe.

Krefeld. Enttäuschungen sind die Linner inzwischen gewohnt. Seit Jahren schon hoffen sie auf eine Sanierung ihres Wahrzeichens Burg Linn - und vernehmen regelmäßig Hiobsbotschaften aus dem Rathaus. Die Neueste kam am Dienstag: Aus den dringend nötigen Ausbesserungsarbeiten an Jagdschloss und Zehntscheune wird vorerst nichts.

Erst Ende Juni war bekannt geworden, dass die geplante Hilfe aus dem Konjunkturpaket II zur Sparlösung wird: Statt der benötigten 1,9 Millionen genehmigte der Rat nur 750.000 Euro. Damit sei nur das Nötigste möglich, klagte damals Museumschef Christoph Reichmann, und Heide Gerritzen als Vorsitzende der Museumsfreunde kündigte vor lauter Enttäuschung ihren Rücktritt an.

Nun stehen offenbar selbst die 750.000 Euro wieder in Frage. Zwar sind sie mit dem Ratsbeschluss offiziell festgezurrt, können aber in der Praxis nur für bestimmte Zwecke verwendet werden. So lässt sich damit immerhin die Verlegung der Kasse in die jetzige Schreinerei realisieren. Der Umbau in einen großzügigen Kassenraum mit Museumsshop soll 400.000 Euro kosten

Die restlichen 350.000 Euro können jedoch nach WZ-Informationen nicht für die Sanierung maroder Dächer und bröckelnder Fassaden eingesetzt werden. Auch die rund 240.000 Euro, die noch im städtischen Haushalt bereitstehen, sind wohl nicht dafür verwendbar - sie gehen für den Brandschutz drauf. Das Ergebnis wird verwaltungsintern klar bewertet: "Die Sanierung von Jagdschloss und Zehntscheune rücken wieder in weite Ferne."

Was dort an Geld fehlt, ist an anderer Stelle plötzlich im Überfluss vorhanden: Denn für die restlichen 350.000 Euro aus dem Konjunkturpaket gibt es aktuell keine Verwendung. Reichmanns Wunsch, im Museum einen Treppenzugang mit Behindertenaufzug zu bauen, ist laut Kostenvoranschlag deutlich teurer als 350.000 Euro. In der Verwaltung hat bereits das Grübeln eingesetzt, was man mit dem Geld anstellen könnte - während zugleich Teile der Burg weiter verfallen.

In der Politik sorgt die Entwicklung für Unverständnis. Vor allem die FDP, die schon die Sparlösung von Ende Juni scharf kritisiert hatte, fühlt sich bestätigt. Fraktionschef Joachim C. Heitmann: "Wir müssen jetzt dringend Klarheit darüber bekommen, was überhaupt noch geht." Grünen-Chefin Stefani Mälzer fragt sich, ob die Verwaltung wirklich ernsthaft alle Möglichkeiten geprüft habe: "Da muss dringend was passieren."

Auch von CDU und SPD, die die Sparlösung durchgesetzt hatten, kommt Kritik. CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel hofft, dass die Verwaltung es schafft, die 750.000 Euro unterzubringen. Sonst müsse man über andere Wege sprechen. SPD-Fraktionschef Ulrich Hahnen beklagt ein "Trauerspiel" und wirft den "Oberbedenkenträgern rund um den Oberbürgermeister" vor, die Sanierung auf die lange Bank zu schieben.

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