Eigentümer fühlen sich in einer Kostenfalle

Wohnungsinhaber in Existenznot: Sie sollen 366 Prozent mehr Rücklage bilden.

Krefeld. Über eine Million Euro für Rücklagen hat die Eigentümer-Gemeinschaft des Wohn- und Geschäftskomplexes Philadelphia-straße 59 bis 67, Alte Linner Straße 42 und Vereinsstraße 50 ("Philadelphia-Passage") bislang auf einem Sparkonto angehäuft.

Als Mitte August die Ankündigung des Verwalters in den Briefkästen landete mit der Ankündigung, bei der nächsten Eigentümerversammlung werde die Erhöhung der jährlichen Rücklagen von derzeit 150.000 Euro auf 500.000 Euro rückwirkend für 2009 auf die Tagesordnung kommen, stand etlichen Wohnungseigentümern plötzlich der Schweiß auf der Stirn. Sie sehen sich in einer Kostenfalle.

"Das entspricht einer Steigerung von 366 Prozent in einem Jahr", klagt Daniel Manolakis. Für ihn und seine Familie bedeutet das 533 Euro für Rücklagen im Monat - plus 455 Euro Nebenkosten, plus Heizung. "Das können wir uns nicht mehr leisten", sagt Manolakis, der die 116 Quadratmeter große Wohnung 2006 für sich, seine Frau, die Oma und zwei Kinder gekauft hat und "nebenbei" natürlich den Kredit abzahlen muss.

Bei Erwerb hätten die Nebenkosten 234 Euro und die Aufwendungen für Rücklagen 104 Euro ausgemacht. Der Mitarbeiter einer Versicherung sieht die Mehrheit der über 40 privaten Eigentümer hinter sich. Das Problem: Zu sagen haben die im Verwaltungsbeirat nichts.

Denn die Mehrheit in diesem Gremium haben die drei Besitzer der Gewerbeflächen der "Philadelphia-Passage" (52,3 Prozent). Das ist in der Teilungserklärung festgelegt. Seit 2002 werde alles "Handeln und Tun" vom Verwaltungsbeirat bestimmt, der auch einen Verwalter einsetzte. Mehrere Klagen der privaten Eigentümer gegen diesen Verwalter wegen angeblicher unrichtiger Abrechnungen wurden von Gerichten abgewiesen. Da der Anwalt der Verwalters aus der Umlage bezahlt wird, ging ein Großteil der Kosten zu Lasten der Gemeinschaft.

Unternehmer Franz Maritzen ist einer der Gewerbeflächen-Eigentümer ("City-Hotel") und Sprecher des Beirates. Ihn erreichte die WZ auf Mallorca. Maritzen hat inzwischen selbst zwei Wohnungen ersteigert. Er führt einen "erheblichen Reparatur-Rückstau" als Argument ein: "Die Laubengänge sind seit acht Jahren nicht gemacht."

Durch die Klagen seien Arbeiten blockiert worden. Auf dem 1.200 Quadratmeter großen Flachdach seien von Wohnungseigentümern Bäume gepflanzt worden, deren Wurzeln nun die Bausubstanz gefährdeten. Auch seien stand die Abwasserkanäle verstopft. "Die Million ist schnell weg", sagt Maritzen. Andererseits sei das letzte Wort über die Aufstockung der Rücklagen auf 500.000 Euro noch nicht gesprochen: "Darüber reden wir am 23. September auf der Eigentümerversammlung."

"Rechtlich nicht anfechtbar, moralisch verwerflich", sagt Michael Heß, Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Haus und Grund in Krefeld, zum Gebaren des Beirates. Heß wurden Unterlagen zur Prüfung vorgelegt. "Es sollte wenigstens mal begonnen werden mit Sanierungen." Zudem sieht auch er den Versuch, die privaten Eigentümer zu spalten. Denn einige Wohnungsbesitzer wollen sich im Vorfeld der Versammlung zu einen Gespräch treffen. Erwünscht sind aber nur die, die noch nicht geklagt haben.

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