Nach dem Kino war Rollstuhl weg

Philipp Janßen aus Vorst war im Cinemaxx. Nach der Vorführung stand sein Rollstuhl nicht mehr vor dem Saal.

Vorst/Krefeld. Das war schon unglaublich, was sich da einige Zeitgenossen im Krefelder Kino leisteten: Sie ließen einen Behinderten-Rollstuhl mitgehen. Ohne Rücksicht darauf, dass der Besitzer noch nach Hause muss oder dass er vielleicht für den Verlust bezahlen muss. Philipp Janßen aus Vorst ist der Betroffene und immer noch stinksauer, wenn er an diese Angelegenheit denkt.

„Ich bin mit meinem Freund Martin Wilden ins Kino gefahren“, erzählt der 27-Jährige. Im Cinemaxx am Krefelder Hauptbahnhof wollten die beiden Männer ins Kino 6, wo der Film „The Mechanic“ gezeigt wurde. „Dieser Kinosaal ist nicht behindertengerecht“, schildert Janßen. Also fuhr er mit seinem Rollstuhl bis zum Sitz, wechselte dorthin, Martin Wilden fuhr den Rollstuhl nach draußen. „Er machte sogar noch ein Handy-Foto.“

Als die Vorstellung gegen 1 Uhr zu Ende war, wollte Wilden den Rollstuhl in den Kinosaal holen. Nur, er stand nicht mehr vor der Tür. „Wir haben gedacht, dass ein Kino-Angestellter ihn vielleicht weggebracht hat“, so Janßen. Also machte man sich auf die Suche. Relativ schnell wurde klar, dass das Gerät verschwunden war. Die Polizei wurde eingeschaltet, Anzeige erstattet. „Auch die Leute im Kino haben nur mit dem Kopf geschüttelt und gesagt, dass sie so etwas noch nie erlebt haben“, sagt Janßen.

Mittlerweile war die Nacht schon deutlich vorangeschritten. Und es stellte sich ein weiteres Problem heraus: Janßens Zweitrollstuhl war in Süddeutschland. „Mein Bruder hat dann bei einer Tante einen Stuhl geholt. So konnte ich wenigstens erst mal nach Hause“, sagt der Vorster.

Er glaubt zudem, dass der Diebstahl nicht von Jugendlichen begangen wurde, die an diesem Abend zuhauf vertreten waren. „Den konnte jemand gebrauchen“, sagt Janßen. Für diese Annahme spricht, dass der Rollstuhl nicht mehr auftauchte. Janßen erkundigte sich in den Folgetagen immer wieder beim Kino-Betreiber und beim Krefelder Fundamt. Aber ohne Erfolg.

Es handelte sich um einen sogenannten Aktiv-Rollstuhl, der speziell auf den 27-Jährigen angepasst war. Er war gerade mal ein Jahr alt und hat rund 2000 Euro gekostet. Immerhin hat Janßen die Hoffnung, dass er nicht auf den Kosten sitzenbleibt.

Derzeit werde zwischen Reha-Team und Krankenkasse geklärt, wem der Rollstuhl eigentlich gehört. „Das spielt keine Rolle“, sagt Andrea Kleinbrenner, Sprecherin der Techniker-Krankenkasse.

Zwar ist ihre Kasse in diesem Fall nicht betroffen, dennoch weiß die Fachfrau, wie in solchen Fällen verfahren wird. „Egal, wem das Teil gehört, der Mann muss Ersatz bekommen. Bezahlen muss er lediglich den gesetzlichen Eigenanteil.“ Das wird Philipp Janßen verschmerzen. Der Anteil liegt bei zehn Euro.

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