Gastbeitrag : Markus Schön: „Integration, dauernd und jetzt!“
Krefelds Zukunftsdezernent Markus Schön blickt in der WZ durch seine Krefeld-Brille.
Krefeld. Vor einigen Wochen kurz vor Einbruch der Dunkelheit in der Krefelder Innenstadt: Ein waschechter Bayer, den es beruflich an den Niederrhein verschlagen hat, sitzt mit seiner Kollegin, einer promovierten Psychologin und Lehrerin, die aus Palästina stammt, in einem türkischen Restaurant und feiert gemeinsam mit einigen Frauen und Männern mit türkischen Wurzeln sein erstes Fastenbrechen. Eingeladen hat ein Moscheeverein. Am Tisch sitzen unter anderem eine Erziehungswissenschaftlerin, die zugleich Ratsfrau ist, ein Soziologe, ein Facharbeiter in einem Chemiebetrieb, ein städtischer Beamter. Sie beten, singen, essen und kommen dabei ins Gespräch.
Ich finde das alles sehr interessant und fühle mich gleichsam gewertschätzt, ein Fest einer anderen Religion mitfeiern zu dürfen. Dabei denke ich so für mich, dass hier gerade unheimlich viel an Integration gelingt, weil man bei dieser Tischgemeinschaft des Iftaressens miteinander in Gespräch kommt und viel übereinander erfährt. Also nicht nur über Integration reden, sondern Integration, weil man miteinander redet!
Wobei: Wer redet dieser Tage eigentlich ernsthaft über Integration? Die politische Debatte in der Bundesrepublik ist seit Monaten vorwiegend geprägt von Aus- und Abgrenzungsrhetorik. Bayern führt eine eigene Grenzpolizei ein und der Bundesinnenminister hält mit seinem „Masterplan Migration“ wochenlang die Republik in Atem, lässt das Thema „Integration“ darin aber völlig außen vor. Dass das Zuwanderungsgeschehen einer (idealerweise europäischen) Regulierung bedarf, ist eine Selbstverständlichkeit. Genauso selbstverständlich muss es aber auch sein, das Zusammenleben aller in Deutschland Lebenden bestmöglich zu gestalten und zu organisieren. Integration ist eine Daueraufgabe und sollte vom ersten Tag an einsetzen, an dem jemand nach Deutschland kommt. Ob dabei Anker-Zentren auf der grünen Wiese fernab des gesellschaftlichen Miteinanders hilfreich sind, darf mehr als bezweifelt werden. Kommunen dabei mit Entlastungseffekten zu locken, klingt nur vermeintlich attraktiv. Denn wer 18 Monate oder länger in einer solchen Einrichtung verbracht hat, und dann einer Kommune zur Unterbringung zugewiesen wird, hat es 18 Monate versäumt, sich ein Bild vom Zusammenleben und den Gepflogenheiten, von den Werten und Chancen in unserem Land zu machen. Es bleibt dann wieder kommunale Aufgabe aufzuholen, was in diesen ersten anderthalb Jahren eines Aufenthalts in Deutschland versäumt wurde.