Fast wie ein zweites Leben

Tenor Kairschan Scholdybajew war schwer krank. Am Freitag kehrt er auf die Bühne zurück.

Krefeld. Für Theaterleute ist jede Premiere etwas Besonderes. Doch wenn sich am Freitag in Krefeld der Vorhang für „Viva la Mamma“ hebt, beginnt für Kairschan Scholdybajew eine Art zweites Leben. Diesen Auftritt wird der Tenor wohl niemals vergessen.

Scholdybajew musste lange pausieren. Die Proben zur komischen Oper standen im November 2009 kurz vor ihrem Abschluss, als der kasachische Tenor ganz plötzlich heftiges Fieber bekam. Die kommenden Wochen verbrachte er im Krankenhaus.

Als er die schwere Entzündung schließlich überwunden hatte, musste Scholdybajew viele Dinge wieder neu lernen. In der Reha trainierte er Rechnen, Schreiben und Lesen, immer begleitet von viel Zuwendung seiner Lieben. „Ich habe so viel Post bekommen. Verwandte, Freunde, Kollegen haben mir geschrieben“, sagt er. „Und die, die meine Stimme mögen. Über seine Erkrankung mag der zurückhaltende Sänger nicht so ausführlich reden, ärztliche Bulletins sind seine Sache nicht.

Klar, dass er in der Zeit seiner Erkrankung und Rekonvaleszenz auch zurückgeblickt hat, dass er voller Hoffnung um Besserung gebetet hat. „Ich bin froh und glücklich, dass ich nun wieder auftreten kann“, sagt er heute. In gewisser Weise schließt sich damit ein Kreis. Nun singt er in der Wiederaufführung jener Oper, aus der ihn damals die Krankheit herausriss. „Es ist ein lustiges Stück, und ich steige mit einer kleinen Partie wieder ein.“

Auch sein Handwerkszeug, seine Stimme, musste Scholdybajew neu trainieren. Erst im Mai 2010 hat er zum ersten Mal wieder gesungen. Besonders dankbar ist er dem erfahrenen Kollegen Walter Planté: „Er hat mir sehr geholfen!“ Und dankbar ist er auch dem Theater, das ihn zwar einsetzt, aber nicht überfordert.

Der Tenor, Jahrgang 1965, ist schon seit fast zwölf Jahren im Ensemble. Der damalige Intendant Jens Pesel hatte über Scholdybajew gelesen und engagierte den kasachischen Sänger nach zahlreichen Telefonaten und einem Vorsingen. „Das war genau die Stimme, nach der ich gesucht hatte“, erinnert sich Pesel heute. Nun hat Krefeld sie schon zum zweiten Mal gefunden.

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