In Krefeld stehen bald die Busse

Eine Stadt im Arbeitskampf: Stahlkocher haben Angst und in spätestens zehn Tagen gibt’s die ersten Warnstreiks im öffentlichen Dienst. Pünktlich zum Bsirske-Besuch.

In Krefeld stehen bald die Busse
Foto: Skolimowska/dpa

Krefeld. 700 Stahlkocher aus Krefeld haben sich am Montag auf den Weg nach Duisburg gemacht, um ihre fast 16 000 Kollegen bei der größten Demo seit dem historischen Arbeitskampf um das Hüttenwerk Rheinhausen 1987/88 zu unterstützen. Seite an Seite mit ihren Bossen. Die Forderung an die EU-Kommission: härteres Vorgehen gegen Billigimporte aus China. Zeitgleich laufen die Tarifauseinandersetzungen in der Metall- und Elektroindustrie. Die IG Metall fordert fünf Prozent Lohnerhöhung, die Arbeitgeber bieten 0,9. Und schon bald darf Krefeld mit Warnstreiks im öffentlichen Dienst rechnen. Kitas, Busse, Bahnen. Krefeld steckt im Arbeitskampf.

Viel zu tun für Menschen wie Ralf Köpke, DGB-Vorsitzender Krefeld. Der bezeichnet das Arbeitgeberangebot bei Metall und Elektro als „Lachnummer“, hat noch größere Sorgen wegen der chinesischen Überproduktion, die derzeit den Weltmarkt flutet und viele Krefelder Betriebe in arge Nöte bringt. Köpke stellt fest: „Die Leute haben Angst. Wenn das so weitergeht, gibt es in zehn Jahren keine Stahlarbeiter mehr in Deutschland.“ Wie schnell es kommen kann, zeigt sich derzeit beim Traditionsunternehmen Siempelkamp. 130 Jobs fallen in der Gießerei weg, jetzt auch noch 100 in der Maschinenfabrik.

Wobei Köpke bescheinigt: „In der Gießerei hat der Betriebsrat einen richtig guten Job gemacht. Niemand fällt ins Bodenlose, der Abbau läuft über Altersregelungen und Abfindungen. Wie das bei Sico aussieht, bleibt abzuwarten.“ Immerhin macht der Gewerkschafter insgesamt eine besondere Stimmung aus. „Dass in Duisburg Arbeiter und Personalleiter, zum Beispiel von Nirosta, Seite an Seite protestieren, ist schon bemerkenswert. Die Politik ist jetzt gefordert.“ China-Stahl sei für alle eine Bedrohung, so die Unternehmen auf den Standort Deutschland setzten. Bei Siempelkamp ist das bedingt der Fall, die Inrather verlagern ihre Produktion sukzessive ins Ausland, unter anderem nach China. Sprecher Hans Fechner hat derweil auf die dritte Interview-Anfrage der WZ reagiert. Ende Juni, Anfang Juli könne das was geben.

Und nach dem Stillstand von Bussen und Bahnen sowie eingeschränktem Service im Rathaus. Dominik Kofent, stellvertretender Bezirksleiter Verdi Linker Niederrhein, rechnet vor der nächsten Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst am 28. April mit Warnstreiks, die alle Krefelder direkt spüren werden. Mehrere tausend Angestellte seien betroffen, „wir werden den Druck erheblich erhöhen, wir haben sehr viele Aktive in den Betrieben, die Streiks gut organisieren können“. Das Angebot von realen 0,6 Prozent Lohnerhöhung für 2016 bezeichnet Kofent als „Provokation“.

Zur Maikundgebung kommt Verdi-Chef Frank Bsirske nach Krefeld. Egal, wie das Wetter ist, es wird ein heißer Tag. mip

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