Gas- und Dampfkraftwerk: Die Kohle-Gegner feiern

Die Genehmigung für Gas- und Dampfkraftwerk ist beantragt. In vier Jahren soll es laufen.

Krefeld. Ein Gas- und Dampfkraftwerk komme für Krefeld nicht in Frage, weil der Energiemarkt kein Gas hergebe — zumindest nicht zu erschwinglichen Preisen. Mit dieser Aussage warb Trianel noch vor drei Jahren auf seiner Bilanz-Pressekonferenz in Düsseldorf für ein Kohlekraftwerk. Inzwischen hat sich die Situation drastisch verändert, denn die Kohlekraftgegner haben das ursprüngliche Vorhaben verhindert.

Dazu gehört auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), der zusammen mit anderen Umwelt-Initiativen am Samstag in Uerdingen das Aus der Kohle feiert. Das geplante Gas- und Dampf- (GUD)-Kraftwerk wird jedoch befürwortet, wie BUND-Sprecher Axel Heimendahl beim Info-Abend am Mittwoch sagte. Eingeladen war Petro Sporer, Krefelder Projektmanager des Aachener Stadtwerkenetzwerks Trianel.

Sporer gab zu, dass die Energiewende und der Widerstand gegen die Kohle zum Umdenken geführt haben. Und zur Neurechnung: „Das GUD-Kraftwerk rechnet sich doch“, bekräftigte er, auch wenn die höchst komplizierte Wirtschaftlichkeitsrechnung noch andauere. Das liege hauptsächlich daran, dass die neue Anlage mit den beiden Blöcken und zwei Gasturbinen flexibel und hocheffizient und eine Wärmeauskopplung berücksichtigt sei. Schon jetzt stehe fest, dass im wärmeorientierten Betrieb eine Primärenergie-Ausbeute von rund 90 Prozent möglich sei. Bei dieser Variante entfallen 40 Prozent auf die Strom- und 50 auf die Prozessdampf-Erzeugung. Möglich sei aber auch eine stromorientierte Fahrweise mit einer 55-prozentigen Stromerzeugung bei geringerem Dampfbedarf.

Sporer habe es nicht für möglich gehalten, die GUD-Lösung mit den Wünschen des ChemPark-Betreibers Currenta in Einklang zu bringen. Doch gemeinsam sei dies gelungen. Dazu trage unter anderem bei, dass Currenta seine eigenen Kohlekessel stilllege und durch neue gasbetriebene ersetze. Diese Eigenproduktion sei nötig, weil die GUD-Anlage aus wirtschaftlichen Gründen nicht rund um die Uhr Dampf liefern könne.

Ein Problem bereite außerdem die politisch gewünschte Steigerung der erneuerbaren Energien. Weil Sonne und Wind nur zu bestimmten Tageszeiten anfallen, müsste das GUD-Kraftwerk zeitlich bedingte Bedarfsspitzen künftig viel stärker ausgleichen. Allein das dazu nötige An- und Abfahren der Anlage koste pro Vorgang etwa 10 000 Euro. Solche Fälle — wie sonst nur bei einer Europameisterschaft, wo kurzfristig in den Spielpausen der Strombedarf wegen angeschalteter Beleuchtung und geöffneter Kühlschränke bundesweit Höchstwerte erreiche, — kämen dann häufiger vor.

Um die erneuerbaren Energien aus dem öffentlichen Netz besser verteilen und mit dem GUD-Strom koordinieren zu können, soll neben dem Kraftwerk eine riesige Verteilerstation entstehen, berichtete Petro Sporer. Der Projektmanager ist zuversichtlich, dass das Kraftwerk gebaut wird: „Meldungen, dass es auf der Kippe steht, sind falsch.“

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