Ambulante Suchthilfe Drogenkonsum-Raum ist für Caritas teuer und keine Lösung

Krefeld · Die Einrichtung wird laut Vorstand Hans-Georg Liegener nicht die Situation auf dem Theaterplatz verändern.

 Ute Kaber und Hans-Georg Liegener von der Caritas beziehen Stellung zum Drogenkonsumraum.

Ute Kaber und Hans-Georg Liegener von der Caritas beziehen Stellung zum Drogenkonsumraum.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Eine Großstadt wird laut Georg Liegener immer eine sichtbare Drogenszene haben, ganz gleich, ob es einen Drogenkonsum-Raum dort gibt oder nicht. Der Caritas-Vorstand macht keinen Hehl aus seiner Meinung und betont zusammen mit Sachbereichsleiteri Ute Kaber: „Ein Drogenkonsumraum bringt Kosten, aber kaum Änderung auf dem Theaterplatz.“ Mit dem Projekt des Oberbürgermeisters „Helfen und Handeln“ hat sich in den vergangenen Wochen die Diskussion über eine solche Einrichtung manifestiert. Für so manchen scheine das die Lösung zu sein, um die Szene der Drogenabhängigen auf dem Theaterplatz zu minimieren oder dort sogar ganz aufzulösen. „Eine gefährliche Debatte“, meint Liegener.

Das Gros der Abhängigen konsumiert Alkohol

Eine ausführliche Begründung liefern er und Kaber hinterher: „Die jährlichen Betriebskosten dafür liegen bei 600 000 bis 700 000 Euro. Bei einem kleinen Teil von Nutzern illegaler Drogen muss man sich die Frage stellen, ob das im Verhältnis steht.“ Die Mehrheit der Suchtmittel abhängigen Menschen habe eher Probleme mit Alkohol, Cannabis und Aufputschmitteln. Für den wichtigen Bereich Prävention gebe es nur einen minimalen Zuschuss des Landes in Höhe von 17 000 Euro. Gar keine Förderung gebe es für notwendige Angebote für Kinder von Suchtmittel abhängigen Eltern.

Dabei sprechen Liegener und Kaber der Einrichtung eines Drogenkonsumraums nicht den Sinn ab. Es sei ein Ort, wo Drogenabhängige unter hygienischen Bedingungen die Drogen sauber konsumieren können und die Gefahr von Überdosierungen verhindert werde. 23 solcher Einrichtungen gibt es in Deutschland ingesamt, zehn davon in Nordrhein-Westfalen. Dazu müsse man aber auch wissen, dass die Zahl der Plätze zum inhalativen Konsum längst höher sind als die zum intravenösen Konsum. Spritzten sich früher Suchtmittelabhängige fast zu 90 Prozent ihre harten Drogen, werden Opiate und Kokain nun mehr geraucht. Über die Einnahme von Crack ist in offiziellen Berichten hingegen bislang – trotz des zunehmenden Konsums – nicht zu lesen.

Laut Kaber konsumieren in Deutschland etwa 70 000 Menschen Opiate, auf Krefeld runter gebrochen sind das maximal 400 bis 500. Von Kokain sind 0,2 Prozent der Deutschen abhängig, runtergebrochen auf Krefeld sind das etwa 300 Menschen. „400 werden in Krefeld substituiert, aber nicht alle von ihnen kommen auch aus Krefeld“, erklärt Kaber. Dem gegenüber stehen laut Liegener in Deutschland 1,8 Millionen stark Alkoholabhänige sowie nochmals die gleiche Zahl derer, die nicht als Alkoholiker eingestuft, aber unter den schweren Folgeschäden des regelmäßigen Alkohlkonsums leiden. Umgerechnet auf Krefeld sind das insgesamt 20 000 Menschen. Liegener: „Für die geben wir kaum etwas aus.“

Mit 760 000 Euro fördert die Stadt
die ambulante Suchthilfe

Die ambulante Suchthilfe der Caritas wird mit insgesamt 760 000 Euro von der Stadt für zwei Vollzeitstellen im sozial-psychiatrischen Dienst, Streetwork, Notschlafstelle, Medi-Mobil, Café Pause und die Beratungsstelle an der Südstraße unterstützt. Die Hälfte der Hilfesuchenden seien selber alkoholabhängig beziehungsweise Angehörige. „Und dann soll eine halbe Million Euro mehr für nur fünf Prozent der Klienten ausgegeben werden?“, fragt Liegener. Kaber, die seit 34 Jahre in der Drogenhilfe in Krefeld arbeitet, ergänzt: „Für dieses Geld ließe sich eine Reihe von Aufgaben – wie auch im Suchthilfekonzept niedergeschrieben – verwirklichen.“

Ein Drogenkonsumraum ist laut Liegener höchstens ein „kann man haben“, als ein „muss man haben“. „Ein Drogenkonsumraum wird die Lage am Theaterplatz oder eines anderen Platzes nicht grundlegend ändern.“ Mit etwa 40 Leuten sei die Szene außerdem relativ klein. Stattdessen würde die Caritas lieber mehr Geld für Beratung und Prävention einsetzen.

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