Angeklagter fühlt sich erpresst

Landgericht: Fred W. erzählt die Version von einem Täter, den er nicht verrät, um eigene Familie zu schützen.

Krefeld/Oppum. Fred W. - ein Mann in Todesangst oder ein Märchenonkel? Der 45-Jährige, der vor fast genau einem Jahr den auf dem Boden liegenden Oppumer Autohändler Askin U. (†27) kaltblütig in den Hinterkopf geschossen haben soll, hat am Mittwoch ausführlich über den Tattag gesprochen. Vor dem Landgericht schilderte er dabei eine Version, die den Vorsitzenden Richter Herbert Luczak manchmal ungläubig nachfragen und bei der Familie des Opfers immer wieder die Wut hochkochen ließ.

Verteidiger Joachim Müller verlas zunächst eine vierseitige Erklärung im Namen seines Mandanten. Darin berichtete dieser von einem Niederländer namens "Paul", für den W. für 500 Euro pro Fahrt Kurierdienste von Belgien nach Deutschland durchgeführt haben soll. "Ich weiß bis heute nicht, was in den Paketen war."

Dann habe er Autohändler gegen eine Entlohnung von jeweils 1000 Euro für "Paul" ausgespäht - an der Oberbilker Allee in Düsseldorf, an der Krefelder Straße in Mönchengladbach und zuvor auch im belgischen Schilde. Dort war der Händler im November 2007 ebenfalls umgebracht worden. Laut W. von eben diesem "Paul", der eigentlich anders heiße und türkischer Abstammung sei und auch Askin U. getötet habe.

Die wahre Identität des Mannes will Fred W. auf keinen Fall preisgeben. Denn er bange darum, dass "Paul" seine in Belgien lebende Familie umbringt, wenn er ihn verrät.

Beim letzten Treffen "hat er mir ein Foto meiner Familie gezeigt und gesagt: ,Denk an Deine Kinder.’" Der Polizei habe er später bewusst eine falsche Person beschrieben. Mit dem Koffieshop "Oase" in Venlo habe er aber die Örtlichkeit genannt, wo er den türkischstämmigen Mann häufig traf. "Er sollte von den Ermittlungen erfahren und merken, dass ich ihn nicht verraten habe."

In den Tagen vor der Tat am 19. Mai 2008 will sich der 45-Jährige mit "Paul" an der Raststätte Geismühle getroffen haben. Am Tattag selbst hätten sie sich ebenfalls dort getroffen. "Ich setzte mich zu ihm ins Auto. Dazu musste ich vom Beifahrersitz einige Sachen wegräumen, unter anderem Handschellen." Mit solchen war Askin U. gefesselt worden, bevor er erschossen wurde. Die Polizei fand daran DNA-Spuren von Fred W.

Der chronisch klamme Mann hatte auch diesmal für 1000 Euro ausbaldowert, wann besonders wenig los ist im Autohandel. Jetzt sollte er allein dorthin fahren, ein Fahrrad als Zeichen für "freie Bahn" an die Hafelsstraße stellen, um dann Schmiere zu stehen und "Paul" zu warnen, wenn jemand kommt.

W.: "Ich kann laut pfeifen." Dann jedoch habe er einen Schuss gehört und nach dem Rechten gesehen. "Paul" sei verschwunden gewesen. U. habe in seinem Blut auf dem Boden gelegen, daneben eine Pistole, die er "Paul" Monate zuvor für 400 Euro verkauft hatte. "Ich wusste, dass man mich damit in Verbindung bringen kann, deswegen habe ich sie mitgenommen", so Fred W.

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