Street-Food-Festival: „Es ist die reine Lust am Essen“

Tausende strömten am Wochenende zum Street Food Festival und nahmen Warteschlagen an 60 Straßenküchen in Kauf.

Street-Food-Festival: „Es ist die reine Lust am Essen“
Foto: Lepke

Düsseldorf. Schon in den ersten Stunden wird die Warteschlange am Stahlwerk immer länger, während sich das Außengelände und die große Halle am Samstagmittag stetig füllen. Groß ist der Andrang zum zweiten Street Food Festival, bei dem sich 60 Straßenküchen aus ganz Deutschland präsentieren.

Street-Food-Festival: „Es ist die reine Lust am Essen“
Foto: Lepke

„Es ist die reine Lust am Essen, die den Reiz solcher Festivals ausmacht“, sagt der junge Kölner Koch Max Trompetter, der mit seinen Kollegen französische Küche straßentauglich macht. Bei ihm gibt es zart rosa gebratene Entenbrust auf einem mit Käse gratinierten Brioche mit roter Zwiebelmarmelade und Orangenjus und das für gerade mal sechs Euro, einem Preis, der beim Festival durchaus im Durchschnittsbereich liegt.

Einige Meter weiter steht Nicole Powalla in der Halle unweit der Bühne für eine andere Spezialität an: „Mich interessiert, wie ein Steak schmeckt, dass 24 Stunden in Cidre eingelegt wurde. Außerdem mag ich Frankreich und die französische Küche“, erklärt die Düsseldorferin, warum sie sich eine der längsten Warteschlangen ausgesucht hat. Dabei ist die Vielfalt bei den Gerichten enorm: In unmittelbarer Nähe finden sich Spezialitäten aus Äthiopien, dem Senegal und aus Korea. Von dort bringt Fräulein Kimchi die fernöstliche Variante des Sauerkrauts mit an den Rhein. Dieses wird als Nudelburger mit Rindfleisch angeboten.

„Ich finde das Festival absolut cool. Ich kenne solche Angebote aus meiner Heimat Südkalifornien und liebe es, verschiedene Dinge an einem Ort probieren zu können“, sagt Wahldüsseldorferin Cloe Constant, die ursprünglich aus San Diego stammt und die gerade herzhaft in ihr Brötchen mit Rinderbrust beißt.

Besonders gut gefüllt ist beim strahlenden Sonnenschein das Außengelände. Dort hat Rodney Baldwin, besser bekannt unter dem Spitznamen Pelican, seinen Stand aufgebaut. „Bei uns gibt es mit Ackee und Saltfish das jamaikanische Nationalgericht. So kann ich auch ein wenig die Kultur meines Landes vermitteln.“ Gerne ist er mit seiner Straßenküche unterwegs: „Jeden Tag im Restaurant die gleichen Wände und die gleichen Gäste anzuschauen, wäre nichts für mich“, sagt Pelican.

Nur wenige Meter weiter präsentieren zwei junge Polen aus Berlin ihre Piroggen und ihren eigenen Wodka: „Die Atmosphäre bei den Festivals ist großartig, wir waren schon bei der ersten Auflage dabei“, sagt Rafal Lachut, der eigentlich Management studiert, dann aber mit dem Literaturwissenschaftler Michal Bebel die Straßenküche für sich entdeckt hat.

Für Chili Pak und seine koreanischen Maultaschen sind die Festivals ein Probelauf für das eigene Restaurant in Berlin: „Ich will wissen, was bei den Leuten ankommt und was nicht.“ Das weiß man bei Sir Otto, dort gibt es Arancini, gefüllte Risottobällchen, unter anderem mit Rote Beete und Minze. „Die sind unsere eigene Kreation. Ich habe elf Jahre in Düsseldorf gearbeitet und damit kehre ich nun zurück“, sagt der Kölner Markus Kremer stolz.

Eine eigene Variante von Raclette gibt es nebenan bei Martin Agosti, der von seiner Heimatstadt Zürich inzwischen nach Berlin gezogen ist: „Wir haben hier Raclette klassisch aber auch in der süßen Variante mit Birnen im Angebot.“ Er sieht in den Street Food Festivals einen Megatrend: „Bei all dem Industrieessen sind handgemachte Speisen derzeit voll angesagt. Damit sind wir immer unterwegs, auf solchen Festivals genauso wie auf großen Musikevents. Das Phänomen erinnert mich ein wenig an die DJ-Kultur der 90er“, sagt Agosti, der zum Birnenraclett noch schnell einige Löffel Preiselbeeren serviert.

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