Sankt Martina aus Grafenberg

Birgit König gibt seit sieben Jahren den römischen Ritter im Martinszug und findet diese Rolle fast selbstverständlich.

<strong>Düsseldorf. In der nächsten Woche ziehen die Kinder mit ihren Laternen durch die Straßen und folgen Sankt Martin, der seinen Mantel mit dem Bettler teilt. Der Lichterzug ist bei Kindern beliebt, doch aus dem edlen Ritter wird in Düsseldorf häufig eine Bischöfin oder zumindest eine "St.Martina". Wir sprachen mit Birgit König, die seit sieben Jahren vor einem armen Menschen in Grafenberg den Mantel teilt. Die Tochter des verstorbenen Heinz König, der als Bezirksvertreter, Vorstandsmitglied des Bürgervereins und eben als Bettler im Martinszug bekannt war, wuchs mit dem Martinsfest wie selbstverständlich auf, zumal der Vater den Zug organisierte. Sie ist Reiterin, und eines Tages fragte man sie halt, ob sie den Martin spielen könne. "Ich war spontan dazu bereit." Das Publikum musste sich allerdings erst an sie gewöhnen. Sie erzählt: "Anfangs riefen die Kinder erstaunt aus: Mama, Mama, guck mal, der Martin ist eine Frau. Inzwischen haben sie sich an mich gewöhnt."

Reiterinnen lassen sich eher in die Pflicht nehmen als Reiter

Für Birgit König ist der Trend zum weiblichen "Martinsmann" nichts Ungewöhnliches: "Es reiten viel mehr Frauen als Männer. Und sie opfern auch eher einen Nachmittag für das Brauchtum als die Männer." Ihr eigenes Pferd hat sie im Gerresheimer Reitstall Juntermann. Sie liebt ihren Freizeitsport: "Reiten ist eine Lebenseinstellung, kein Hobby. Man muss Verantwortung für das Tier zeigen und kann nicht sagen: Heute komme ich mal nicht in den Stall. Man muss seine Zeit einteilen. Das können Frauen offensichtlich besser als Männer."

Sie reitet liebend gern durch Grafenberg, aber beim Martinsfest nimmt sie nicht ihren Hengst "Boku". "Nicht jedes Pferd ist ein Martinspferd. Es muss sich im Dunkeln auskennen, sich nicht erschrecken und muss musikfest sein."

Mit jedem Umzug wächst Birgit König über sich hinaus. "Es ist ein schönes Gefühl, wenn die Kinder zu mir aufblicken." Ob sie sich wie eine Heilige fühle? "Dazu muss ich zu sehr auf das Tier aufpassen. Ich denke nur daran, was da alles klappen muss. Es gab schon Feste mit dem falschen Martinslied. Die Zeremonie ist kompliziert. Wenn ich den Klettverschluss aufreiße, soll es für die Kinder wie eine Mantelteilung ausschauen. Ich darf die Kinder ja nicht enttäuschen. Sie wollen staunen."

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