Papierfabrik: Doch noch kein Abriss

Die Genehmigung liegt zwar seit dieser Woche vor, doch die Bezirksvertretung stimmt dem Bauantrag für die Büros an der Fringsstraße nicht zu.

In dieser Woche hat die Bauaufsicht grünes Licht für den Abriss der ehemaligen Papierfabrik Hermes im Hafen gegeben. Eigentlich eine gute Nachricht für Markus Mertens, Vorstandsvorsitzender der Rialto Capital AG, die auf dem Gelände an der Fringsstraße ein Bürohaus und Logistikhallen bauen möchte. Doch der ab kommenden Montag geplante Abriss der alten Fabrik ist nun erst mal verschoben. Die Bezirksvertretung 3 (u.a. zuständig für den Hafen) konnte am Dienstagabend dem Bauantrag für den Neubau des Bürogebäudes nicht zustimmen. Und ohne die Baugenehmigung will Markus Mertens nicht den mehr als zwei Millionen Euro teuren Abriss beginnen. Das Risiko ist ihm zu groß.

So wird Mertens weiter das Wachpersonal bezahlen müssen, das den seit sieben Jahren leer stehenden Gebäudekomplex im Auge hat. Denn immer wieder waren dort Feuer gelegt worden. Zudem hatte dort im März ein 16-Jähriger seine ein Jahr jüngere Freundin mit einem Messer getötet; einen Monat später war ein Jugendlicher durch ein Loch in der Mauer acht Meter in die Tiefe gestürzt. „Es wird immer noch jede Woche dort eingebrochen“, sagt Investor Markus Mertens. Dies, obwohl er das Objekt mit 270 Stahlplatten hat verschrauben lassen.

Obwohl auch die Politiker gerne einen Schlussstrich unter all diese Geschichten rund um die Papierfabrik gezogen hätten, vertagten sie auf Bitte der SPD die Entscheidung des Bauantrags. Denn das, was die Planungsverwaltung vorgelegt hatte, war den Politikern zu dünn und wenig informativ. Der Bauantrag bezog sich lediglich auf den Neubau des dreigeschossigen Bürogebäudes am Wasser. Dies irritierte. Gerd Deihle (SPD) erklärte: „Was westlich der Weizenmühlenstraße im Hafen gebaut wird, muss mit Hafennutzung zu tun haben.“ Der Bezirksvertreter vermisste den Bauantrag für die ebenfalls auf dem Gelände geplanten Logistikhallen.

Die sollen später gebaut werden, erklärte Heinz Pesch für die Planungsverwaltung, um den Verkehr zum Gelände während der Bauphase zu entzerren. Zudem stehe noch nicht fest, ob eine oder zwei große Hallen gebaut werden sollen oder mehrere kleine. Doch auch das überzeugte die SPD nicht. Sie warnte davor, hier dem Bau von „Schickimicki-Büros am Wasser“ ohne Hafenkonzept zuzustimmen.

Investor Mertens konnte die Politiker nicht mehr umstimmen. Er verwies auf seinen Erbpachtvertrag mit den Neuss-Düsseldorfer Häfen. Darin sei genau festgelegt, dass das 27 000 Quadratmeter große Gelände zu 80 Prozent mit Gewerbe-Gebäuden und nur 20 Prozent Büros bebaut werden dürfe. Wenn gewünscht, so Mertens, baue man beides gleichzeitig.

Die SPD überzeugte das nicht. Sie will im Januar mit allen Beteiligten die offenen Fragen klären und erst dann entscheiden. Die Papierfabrik bleibt erst mal weiter stehen.

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