Zakk: Lesen bis die Füße bluten

Oliver Uschmann macht auf seinem „Wundlauf“ Station in Düsseldorf und erzählt von den „Wandelgermanen“.

<strong>Düsseldorf. Oliver Uschmann ist nicht nur gelernter Germanist, er ist auch Bestsellerautor. Anders als seine Kollegen geht der Mann, der 1977 in Wesel geboren wurde und dem Vernehmen nach als Kulturveranstalter, Werbetexter und Packer gearbeitet hat, ehe er als Journalist für Formate wie "Visions", "Galore" und "public" berühmt wurde, nicht einfach so auf Lesetour. Er macht dies barfuß und nimmt sich dazu Freunde mit. Bei seinem Gastspiel im Zakk-Studio waren das Gitarrist Alex Amsterdam und ein Nachwuchsliterat namens Christian.

Absurdes aus dem Roman "Wandelgermanen"

Keine halbe Stunde hatte "Wandelgermane" Uschmann, der seine von der "Lesetortour", wie er es selbst nannte, geschundenen Füße in einem Plastikwannenbad entspannte, gelesen, da hob der Gitarrist zu spielen an. "Derweil kann ich mir die Füße schrubben". Unkonventionell, abwechslungsreich und komisch gestaltete der Literat seinen Leseabend, der sich thematisch um das ominöse Kettler-Haus drehte, jene Immobilie, die WG-Kamerad Hermann blindlings im Netz ersteigert hat und die sich als bauliche Ruine entpuppt, in die nachts Füchse und Frettchen durch die Tapeten treten. Um sein junges Publikum zu unterhalten, hat sich Uschmann einige besonders absurde Passagen aus seinem Roman "Wandelgermanen. Hartmut und ich stehen im Wald" ausgesucht. Allerdings ist seine Lesung im klassischen Sinn nicht gerade gut gelaufen, denn permanent verhaspelte, verlas oder verblätterte er sich. Kam er zu Stellen wie "das ist keine Musik; die Töne von Hansi Hinterseer sind Volksbetrug", ließ er sich gerne vom Gelächter der Zuhörer anstecken. Das Besondere des Leseabends machte weniger aus, was er aus seinem Buch zitierte, sondern wie er sich spontan zu neuen Gedanken hinreißen ließ.

Von den Stationen der Tour berichtete er ausführlich ("Wuppertal der Höllenpfuhl"), referierte über "bekloppte Spitznamen" oder seine Lust, Listen zu verfassen. Außerdem gab es erhellende Erläuterungen zu der Figur des Schreiner Leuchtenbergs - eine ähnlich divenhafte Figur erlebte er mal bei seinen Eltern - oder "meinen erklärten Lieblingssatz: ‚Ich bitte die Germanen, bei Seite zu treten, um den Weg für Asien frei zu machen’."

Dicke Lacher erntete er, weil Schreiner Leuchtenberg nicht arbeiten kann, wenn ihm jemand dabei zusieht, schickt er die WG-Bewohner einkaufen. Und zwar Dinge, die es nicht zu kaufen gibt. Wie die breite Masse. "Die gibt’s nur in 70 Kilo-Säcken." Auch für die Grubenreinigung sieht Leuchtenberg besonderes vor, das geht am besten mit Abschaum. "Den bekommen Sie bei einer Firma in Schwäbisch-Hall. Oder in Wuppertal."

Am Ende, lesetechnisch war der Autor als Wandelgermane gerade mit der Natur verschmolzen und im Waldboden aufgegangen, wurden T-Shirts verlost und ein durchweg vergnügtes Publikum in die Realität zurück entlassen.

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