Nachruf: Düsseldorf verliert einen Meister der Konzerte

Der renommierte Konzertveranstalter René Heinersdorff holte die Stars aus Klassik und Jazz an den Rhein.

Nachruf: Düsseldorf verliert einen Meister der Konzerte
Foto: privat

Düsseldorf. Jahrzehntelang sorgte René Heinersdorff, Jahrgang 1937, für meisterhafte Klänge in der Tonhalle. Er verhandelte mit Musikagenten und betreute Künstler von Weltruf mit dem Ziel, Konzerte mit Staraufgebot in der Tonhalle zu veranstalten. Er konnte Anekdoten erzählen aus einem Leben, das geprägt war von Begegnungen mit großen Maestros und Jazz-Legenden. Bei dem Unterfangen mit dem Engagement prominenter Musiker Geld zu verdienen, trug stets er selbst das unternehmerische Risiko. Nun starb der mittlere Spross einer Düsseldorfer Kultur-Dynastie an den Folgen eines schweren Sturzes in seinem italienischen Ferienhaus.

Heinersdorff war bekannt für enorme Branchenkenntnis. Ohne die hätte der kühle Rechner in dem immer schwieriger werdenden Klassik-Geschäft gar nicht bestehen können. Zwischen leicht rückläufigen Besucherzahlen aber steigenden Preisen von berühmten Orchestern, Dirigenten und Solisten wurde es für ihn, aber auch andere deutsche Klassik-Konzertveranstalter, zunehmend eng.

Mit bewundernswerter Gelassenheit und Coolness stellte er Jahr für Jahr seine Meisterkonzert-Saison auf die Beine. Und er verlor dabei nie den mit Bissigkeiten gewürzten Humor. Und er konnte auch schimpfen — über Preise und diejenigen, die die Preise verderben. Im Interview mit der Westdeutschen Zeitung sagte er unlängst über subventionierte Konzerte mit Spitzenorchestern in Nordrhein-Westfalen: „Es wird ein Geld verpulvert, dass man sich nur wundert.“

Als privater Veranstalter konnte er sich ja fehlendes Verhandlungsgeschick nicht erlauben und schrieb in einem Metier schwarze Zahlen, wo die öffentlichen Konzerthallen aus ihrem Etat oder Kassen von Fördervereinen schöpfen. Heinersdorff ist es gelungen, eine gute Balance zwischen Bezahlbarkeit und Qualität zu finden. Er setzte nicht einfallslos auf große Namen, sprang nicht blind auf den neusten Hype auf, sondern fischte sich oft gute Musiker aus der zweiten Reihe heraus.

Die kommende Konzertsaison trägt noch voll seine Handschrift. Sie ist sogar noch spannender als die vergangene: Viele Opernstars sind diesmal vertreten, aber auch die alten Weggefährten wie der Pianist Ivo Pogorelich oder der Dirigent Sir Antonio Pappano. Mit René Heinersdorff verliert Düsseldorf einen versierten Gestalter und originellen, kritischen Geist.

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