Kaffee-Expedition vom Carlsplatz nach Äthiopien

Ursula Wiedenlübbert führt im „Kaffee Reich“ Bohnen aus aller Welt. In Äthiopien will sie Kaffeebauern helfen, indem sie deren Ernte an den Rhein bringt.

Düsseldorf. Reger Betrieb herrscht am Nachmittag im Kaffee Reich auf dem Carlsplatz. Die Kunden geben sich die Klinke in die Hand. "Ich hätte gern was von der portugiesischen Mischung gemahlen", wünscht der nächste Besucher an der Theke.

"Für Kaffeemaschine, Siebträger oder Handbrühung?", fragt Ursula Wiedenlübbert wie aus der Pistole geschossen. "Das sind alles unterschiedliche Mahlungen, müssen Sie wissen." Der Kunde ist erstaunt ob der Kompetenz der Verkäuferin, die zugleich Besitzerin des kleinen Geschäfts ist.

Dabei hätte die 48-Jährige noch vor zehn Jahren auf ihre Frage selbst keine Antwort gewusst. Nach einem Burnout-Syndrom kurz vor der Jahrtausendwende hatte sie die Leitung einer Firma für Computerzubehör aufgegeben und beschlossen, ein eigenes Café zu eröffnen. Nach der Lehre bei einem Röstmeister eröffnete die gebürtige Düsseldorferin 2004 ihr kleines Café auf dem Carlsplatz.

Die Expertise holt sich die inzwischen diplomierte Kaffee-Sommelière (französisch: Mundschenk) aus allen Teilen der Welt. Vor zwei Jahren besuchte sie das chinesische Hochland, um den Kaffeebauern dort das Know-how der Auslese und der Verpackung zu verschaffen. Ein ähnliches Projekt startet sie jetzt zusammen mit der Hilfsorganisation "Menschen für Menschen" von Karlheinz Böhm.

Am Donnerstag fliegt die 48-Jährige nach Äthiopien, um dort Kaffeegärten rund um die im Westen gelegene Stadt Jimmar zu besuchen. Zusammen mit zwei Kaffeespezialisten der Universität Bonn und zwei anderen Röstern reist sie neun Tage durch das Gebiet, in dem derzeit um die 30 Grad herrschen.

"Wir wollen Kaffees finden, die anders sind als die Massenproduktion", erklärt sie. Der soll dann auch in Düsseldorf zu haben sein. "Dafür können die Bauern einen fairen Preis erzielen. Außerdem können wir ihnen viel von unserem Wissen über Anbau, Düngung, Sortierung und Lagerung ihrer Kaffees vermitteln."

Das Problem in armen Regionen wie Äthiopien: Viele Kaffeebauern verkaufen ihre gesamte Ernte unsortiert als Mischung an große Abnehmer, erhalten dafür aber einen sehr niedrigen Preis. "Was hier eine Tasse Kaffee kostet, ist dort Tageslohn", sagt Wiedenlübbert ernst.

Kontakt zu "Menschen für Menschen" erlangte Wiedenlübbert über den Düsseldorfer Koch und Gastronom Ralf Bos, den sie mit ihren Kaffeespezialitäten beliefert. An dessen Aktion "Spitzenköche für Afrika", bei der er zusammen mit Chefkoch Eckart Witzigmann gegen Karlheinz Böhm wettete, zusammen mit allen deutschen Spitzenköchen in 100 Tagen Geld für eine Schule in Äthiopien zu sammeln, war sie mit ihrem Kaffee beteiligt.

Auch in der Heimat ist Wiedenlübbert engagiert. Im vergangenen Dezember unterstützte sie das Jugendtheater des FFT (Forum Freies Theater) als Sponsor für ein Auto. Gebrauchte Kaffeesäcke und -fässer verkauft sie für ein paar Euro und spendet die Einnahmen an gemeinnützige Einrichtungen wie das Kinderhospiz Regenbogenland in Gerresheim.

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