Düsseldorf Ex-Chef der Düsseldorfer Uniklinik wegen Untreue vor Gericht

Ein aus Uni-Mitteln bezahlter Zahnarzt soll in Düsseldorf jahrelang Privatpatienten auf Rechnung des Uniklinik-Direktors behandelt haben. Nun steht der Direktor vor Gericht.

Der Angeklagte am 16.11.2016 im Saal des Landgerichts in Düsseldorf.

Der Angeklagte am 16.11.2016 im Saal des Landgerichts in Düsseldorf.

Foto: Roland Weihrauch

Düsseldorf. Der ehemalige Chef der Düsseldorfer Uniklinik, Wolfgang Raab, steht seit Mittwoch wegen des Verdachts der schweren Untreue vor Gericht. Sein Verteidiger kritisierte die Anklage beim Prozessauftakt als unzulässig. Sie entspreche nicht den gesetzlichen Anforderungen, weil der Vorwurf des Abrechnungsbetrugs darin nur mit zwei Sätzen erwähnt sei, sagte Anwalt Sven Thomas. Der Betrugskomplex war von der Staatsanwaltschaft vorläufig eingestellt worden, weil die Untreue-Vorwürfe eine höhere Strafe erwarten lassen.

Der 63 Jahre alte Professor soll während seiner Amtszeit als Ärztlicher Direktor in den Räumen der Uniklinik eine Zahnarztpraxis als Privatambulanz betrieben haben. Darin soll ein Arzt, der aus Mitteln der Universität bezahlt wurde, tatsächlich für den Direktor gearbeitet haben. Dem droht nun wegen schwerer Untreue Gefängnis.

Er habe die Behandlung von 1400 Patienten privat abgerechnet, obwohl er dazu nicht berechtigt gewesen sei, heißt es in der Anklage. Der Umsatz der über mehrere Jahre betriebenen Praxis habe zwischen 2006 und 2011 rund 2,2 Millionen Euro betragen. Die Eigenleistung des Professors habe bei gerade einmal 0,1 Prozent gelegen.

Den Schaden beziffert die Anklage auf 350 000 Euro: Das ist das Gehalt, dass der Zahnarzt von der Universität bezogen hatte. Die Führung der Privatambulanz sei dem Aufsichtsrat bekannt gewesen, sagte der Verteidiger. Es sei auch klar gewesen, dass Raab neben seinem Job als Krisenmanager des Klinikums, der 70 bis 80 Stunden die Woche beansprucht habe, nicht noch privat Patienten habe behandeln können. Dafür sei eine Vertretung notwendig und zulässig gewesen. Der Prozess wird am 18. November fortgesetzt.

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