CSD-Parade zwischen Party und Politik

Tausende Teilnehmer machten auf die Probleme von Homosexuellen in anderen Ländern aufmerksam.

Düsseldorf. „We are Europe! Are we Europe?“ lautete das Motto des diesjährigen Christopher Street Days in der Stadt. „Letztes Jahr durften wir zum Eurovision Song Contest viele europäische Gäste in Düsseldorf begrüßen. Deshalb wollten wir dieses Jahr das Finale in Aserbaidschan zum Anlass nehmen, die Aufklärung über die gesellschaftliche Situation von Homo-, Bi- und Transsexuellen in den einzelnen Ländern Europas voranzutreiben“, erklärt „Kalle“, der Veranstalter des CSD Düsseldorf

So fand am Samstagabend zwar ein gemeinsames Public Viewing des ESC im Rathauskeller statt, unmittelbar davor warfen die Veranstalter jedoch einen kritischen Blick in Richtung der Länder Europas, in denen Homosexuelle nur wenige Rechte haben. „Wir hatten eine sehr gute Polit-Diskussion mit Hella von Sinnen und Volker Beck zum Thema“, erklärt „Kalle“, während er mit 15 Paradewagen und rund 1000 Teilnehmern durch die stadt zieht.

„Ganz schön mutig, den CSD hier unmittelbar am Veranstaltungsort der Jazz Rally vorbeiziehen zu lassen“, bemerkt Jan Schulte, der dieses Wochenende anlässlich der Musikveranstaltung nach Düsseldorf gekommen ist. In der Tat wird es kurzfristig einmal ziemlich eng, als man an der Bühne am Uerige, vor der sich jede Menge Menschen versammelt haben, vorbeizieht.

Doch auch die Besucher der Musikveranstaltung erfreuen sich an der Parade. Der Veranstalter definiert die Situation als „perfekte Liaison“ mit der Jazz Rally. „Schön, das nebenbei auch noch mitzubekommen. Sehr abwechslungsreich“, findet Jan Schulte, während er — im Hintergrund die Jazzmusik — die Wagen mit ihren wummernden Bässen vorbeiziehen sieht. Darunter sind unter anderem diejenigen eines schwul-lesbischen Fußballvereins aus Duisburg, verschiedener Parteien sowie der Karnevalsgesellschaft Regenbogen.

„Miss Lili“ aus Dortmund sieht die Veranstaltung als Party pur an. „Ich möchte hier die Kunst der Travestie zeigen“, erklärt sie. Selina ist mit ihrer Frau aus Viersen bereits zum fünften Mal angereist. Sie sieht in der Veranstaltung mehr als nur eine Party, sie ist auch eine politische Demonstration. „Ich bin verheiratet und habe dennoch keine steuerrechtlichen Vorteile, auch mit Kind hätte ich keine“, bemängelt sie. „Man sollte deshalb seine Chancen und Rechte, die man in Deutschland hat, nutzen, sich outen und Vorbild für andere sein.“

Veranstalter „Kalle“ schätzt sich glücklich und lobt die Stadt. Er weiß, dass dies in anderen Ländern Europas nicht selbstverständlich ist. „Herr Elbers tut alles für uns, wann immer wir ein Problem haben, steht seine Tür offen.“ Auch die Rheinbahn kam selbst auf die Veranstalter zu, um Sonderwagen anzubieten. „Schade, dass das in anderen Ländern noch nicht selbstverständlich ist.“

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