Meinung Trauerspiel bei Air Berlin

Was sich bei den Fluggesellschaft Tuifly und Air Berlin abspielt, ist ein Trauerspiel. Die einst stolze Air Berlin, Nummer zwei in der deutschen Luftfahrt, taumelt seit Jahren vor sich hin — leidet unter dem Preisdruck der Billiganbieter, unter zu hohen Kosten und einer verfehlten Konzernstrategie.

Meinung: Trauerspiel bei Air Berlin
Foto: Sergej Lepke

Mehrfach schon drohte die Insolvenz, diese konnte nur durch milliardenschwere Finanzspritzen des Eigners Etihad vermieden werden. Das Eigenkapital steht bei 1,126 Milliarden Euro — im Minus. Auch Tuifly kann sich nur schwer am umkämpften Markt behaupten. Dass es so bei bei den Unternehmen auf Dauer nicht weitergehen kann und an einer Konsolidierung auf dem deutschen Markt kein Weg vorbei führt, dürfte auch den Mitarbeitern klar sein. Sie haben nun Angst vor einem Jobverlust und vor finanziellen Einbußen, die in der Regel mit einer Konsolidierung verbunden sind. Sie wollen nicht für Fehler der Manager bluten. Das ist nachvollziehbar.

Doch darf das nicht dazu führen, dass sich die Belegschaft kollektiv krank meldet und damit den Betrieb der Airlines lahm legt. An die Mär einer plötzlichen Krankheitswelle dürfte wohl keiner glauben. Vielmehr werden die Unternehmen unter Druck gesetzt und die Kunden zum Start in die Herbstferien in NRW mit in Geiselhaft genommen. Mit diesem Verhalten schaden die Beschäftigten auch sich selbst. Schon vor vor dem Start von Sanierungsgesprächen ist viel Kredit verspielt worden. Die Mitarbeiter sollen und müssen um ihre Arbeitsplätze kämpfen. Aber am Verhandlungstisch und nicht im Krankenbett.

Parallel zum Drama bei Air Berlin und Tuifly spielte sich übrigens ein anderes ab. Rund 16 000 Mitarbeiter bei Kaiser’s Tengelmann haben seit Monaten um ihre Arbeitsplätze gebangt. Die wackeren Verkäufer standen dennoch täglich in der Filiale, obwohl sie der Eigner böse im Stich gelassen hat. Sie dürfen jetzt hoffen: Gestern zeichnete sich eine mögliche Rettung des Unternehmens ab.

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