We Have Band live im Berliner Berghain

Berlin (dpa) - Das britische Indietronic-Trio We Have Band arbeitet aktuell an seinem dritten Studioalbum und nimmt vor der geplanten Veröffentlichung zum Jahresende noch einige Live-Termine mit, die die drei von Mexiko über Deutschland in die Türkei führen.

Letzte Woche (24.01.) spielten sie in der Berliner Clubinstitution Berghain.

We Have Band wurden 2007 gegründet und besteht aus Darren Bancroft und dem Ehepaar DeDe und Thomas Wegg-Prosser. Ihr erstes selbstbetiteltes Album veröffentlichten sie 2010 und präsentierten eine eigenständige und sehr tanzbare Mischung, die unter anderem an Foals, WhoMadeWho oder die frühen The Rapture erinnerte. Das zweite Album „Ternion“ aus dem Jahr 2012 hatte einen deutlich ernsthafteren Einschlag, aber noch immer eine Handvoll Songs mit ausdrücklicher Tanzbestimmung.

We Have Band begann als kleine Club-Band, die sich ihren Erfolg durch konsequentes Touren, auf den Punkt gebrachte Alben und hervorragenden Live-Qualitäten erarbeitet hat. Spielten die Briten vor knapp einem Jahr zur Veröffentlichung von „Ternion“ noch im Berliner Club Gretchen, füllen sie mittlerweile schon das Berghain bis auf den letzten Platz. Diese - teils ungläubige - Freude über ihren Erfolg ist der Band deutlich anzusehen, als sie Donnerstagnacht die Bühne betrat und mit dem Song „Where Are You People“ loslegte.

Das Publikum war von Beginn an von dem mitreißenden Auftritt der Band gefesselt, die sich souverän durch ihre Hits arbeitete und dabei von einem Live-Schlagzeuger unterstützt wurde. Der endgültige Eisbrecher war der Song „Divisive“, bei dem das gesamte Berghain bis in die letzte Reihe tanzte. Bemerkenswert dabei war die Entertainerqualitäten von DeDe, die durch ihre bestimmenden Gesten und ihr Shouting das Publikum fest im Griff hatte. Nach einer Stunde endete der reguläre Teil des verschwitzten Konzerts, die Band ließ sich allerdings nicht lange um eine Zugabe bitten, bei der sie auch noch unveröffentlichtes Material spielte. Als das Publikum anschließend eine zweite Zugabe forderte, kam die Band nach längerem Warten unerwartet ein weiteres Mal auf die Bühne. Sie spielte ihren Song „Hear It In The Cans“, der etwas holprig aber trotzdem sehr wirkungsvoll rübergebracht wurde und bei dem deutlich zu merken war, dass die Band dem Berghain zu Ehren eine spontane weitere Zugabe mit einem nicht eingeübten Song spielte.

Im Interview vor dem Konzert auf die Zuschauerreaktionen angesprochen, sagte die Band, das Ziel eines jeden Konzerts sei, die Zuschauer bis in die letzte Reihe in Bewegung zu setzen Dies gelingt in der Regel auch, allerdings hat die Band bei den Publikumsreaktionen schon so einige Überraschungen miterlebt: Bei einem Konzert in Brüssel beispielsweise lauschte das Publikum völlig regungslos, um am Ende jedes Songs begeistert Beifall zu klatschen. Während der kleinen Clubtouren zu Beginn ihrer Karriere hingegen drehte das Publikum in Moskau bei den Auftritten völlig durch.

We Have Band werden 2013 nach der aktuellen Tournee noch auf einigen Festivals spielen, sich aber primär auf das neue Album konzentrieren, das laut Darren wie eine Mischung aus den ersten beiden Alben klingen wird. „The music starts with me“, antwortet Thomas auf die Frage nach dem Songwriting für das kommende Album. Dabei entwirft er alle Songs skizzenhaft am Computer und entwickelt sie dann mit Hilfe der ganzen Band weiter. Dabei gibt es eine Abmachung zwischen den Bandmitgliedern: Falls einer von ihnen beim erstmaligen Hören eines neuen Songs oder Sounds im Studio sitzenbleibt, anstatt aufzustehen und sich dazu zu bewegen, wird das Stück auf der Stelle verworfen.

Mit diesem Anspruch werden We Have Band sicherlich ein weiteres hörenswertes und tanzbares Album veröffentlichen. Schon jetzt ist davon auszugehen, dass die Band mit ihrer Live-Qualität, ihrer Spielfreude und ihrem Händchen für clever-tanzbare Songs auf dem besten Weg ist, eine ganz große Nummer im Indie-Zirkus zu werden.

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