Paul Weller mit neuem Album: Musenkuss für den ewigen Dandy

Paul Weller überzeugt mit seinem neuen Album „Sonik Kicks“.

London. Mit Nadelstreifenanzug, Krawatte und formvollendet passendem Einstecktuch steht er in London auf der Bühne. Eine Mischung aus englischem Gentleman und Dandy.

Doch auf den fransigen Mod-Haarschnitt verzichtet der Mittfünfziger auch heute nicht. Die Rede ist von Paul Weller. Mit „Sonik Kicks“ stellte er nun in London sein elftes Solo-Album live vor — am Freitag kommt es in die Läden.

Badet Weller live gerne in klanglicher Nostalgie, spielt seine frühen Stücke und wird dafür bejubelt, so überrascht er auch immer mit Neuem. „Natürlich bin ich stolz darauf, was ich in der Vergangenheit musikalisch so abgeliefert habe und spiele die Sachen nach wie vor liebend gern“, sagt der 53-Jährige.

„Doch noch mehr interessiert mich, was als nächstes kommt. Welche künstlerischen Herausforderungen stehen noch für mich bereit? Ich habe zweifelsohne meinen Teil zur Rockgeschichte beigetragen. Doch ich lebe in der Gegenwart und will 2012 noch etwas sagen und darüber hinaus in die Zukunft blicken. Und zwar so lange, bis jemand den Sargdeckel zuklappt.“

Weller ist auch keiner, der im stillen Kämmerlein kreativ vor sich hinbrütet und im Studio alles allein einspielt. Er lädt sich gerne Gäste ein. Diesmal kamen: Ex-Oasis-Krawallbruder und Gitarrist Noel Gallagher, Ex-Blur-Gitarrist Graham Coxon und Aziz Ibrahim, bekannt für seine Gitarrenarbeit bei Simply Red und The Stone Roses. Außerdem sind noch Paul Wellers Frau Hannah sowie seine Kinder Leah und Mac als Sänger dabei.

Auch für die eingeladene Gitarrenarmada hatte der ewige Dandy Herausforderungen. „Ich wollte sie aus der komfortablen Zone ihrer gewohnten Instrumentenumgebung rausholen“, sagt er lachend, „und stellte ihnen die Aufgabe, andere Instrumente zu spielen“.

Dann ging alles ganz schnell, schließlich hält sich Paul Weller nicht eine Ewigkeit an Stücken auf. „Ich suche die Lieder nicht, sie suchen und finden mich“, erklärt er. „Diesen speziellen magischen Moment des Musenkusses musst du als Musiker erkennen, denn bessere Stücke, als die, die so entstehen, gibt es nirgendwo.“

Wenn man „Sonik Kicks“ hört, dann steigt der Hörgenuss von Stück zu Stück. Da hat die Muse wohl ordentlich geküsst. Wie ein grandioser Artist jongliert Paul Weller mit Rhythmen, Riffs und Rastanoten. Er schafft es, Dub-Attacken neben kühlen Jazz-Blue-Notes zu platzieren, als wären sie nur für seine Zwecke erfunden worden.

Auch ist es für ihn kein Problem, süßliche Popmelodien mit zarten Folklore-Weisen zu vermählen. Auch abstrakte Klanggemälde scheut Weller nicht. Nie klingt dabei etwas beliebig oder kommt als krudes Sammelsurium daher. Alle Lieder sind strahlend schön und schimmern in einem Glanzkleid.

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